Zappelige Angelegenheiten

Konzertkritik: Adam Green im KIFF
Bildquelle: 
© Tanja Lipak

Adam betritt entspannt den Saal im Kiff und stellt sein MacBook ab. Zuvor wurde via Laptop sein Film «Aladdin» vorgeführt. Ein Papp-Märchen in dem Aladdins Zauberlampe ein 3D Drucker ist. Ganz schön klug und sehr «zeitgeistig». Eine Auseinandersetzung über TV-Berühmtheiten, totalitäre Systeme, Revoluzzer und den Umgang mit Technologie bietet der Film ebenfalls. Zu wenig zum Nachdenken bietet der Film sicher nicht, aber es bleibt keine Zeit, denn Adam kündigt sein Konzert für 10 Minuten später an. Also bleibt genug Zeit um Stühle wegzuräumen, Ziggis zu rauchen, auf die Toilette zu gehen und sich das nächste Appenzeller Bier zu schnappen. Als hätte Adam die Schweizer Pünktlichkeit erfunden, steht der Sänger 10 Minuten später tatsächlich auf der Bühne. Und gibt High Fives. Neben ihm steht ein bärtiger, langhaariger Hipster mit vielen bunten Tattoos. «The Raider» heisst der grosse Unbekannte. Bevor er die Besucher vom musikalischen Talent überzeugen kann, muss das Mikrofon geflickt werden. 

 

Nach fünf Minuten wird ein dickes Klebeband als Verstärker um das Mikrofon geklebt. Wer Adams Umgang mit Mikrofonen kennt, weiss dass dies nicht halten wird. Und so kommt es auch. Nachdem «The Raider» zwei nette Liedchen summte, beginnt die eigentliche Show. Adam Green betritt mit der Coming-Soon-Band die Bühne. «Fix My Blues» und «Bluebirds» verschmelzen zu einem Medley. Aber Adams Stimme geht völlig unter. Die Band ist stark eingestellt, Adams Mikro scheint ausgeschaltet zu sein. Dass dem nicht so ist, wird klar als Adam nach den ersten zwei Songs anfängt mit dem Publikum zu plaudern. Die Hoffnung im Publikum erwacht. Vielleicht wird es mit den nächsten Songs besser. Dies tut es leider nicht. Obwohl Adam auf der Bühne sichtlich sein Bestes gibt, übertönen die Instrumente seinen Gesang. 

 

Das Publikum macht munter mit, aber wie an einem normalen Adam-Konzert wirkt das alles nicht. Zu leise ist der beste Part: Adams Bariton-Stimme, die seine wirren Zeilen besingt. Was an Energie nicht zu hören ist, ist aber unverkennbar zu sehen: Adam zappelt, springt, singt und grooved die Bühne von links nach rechts und zurück. Von Zeit zu Zeit sucht er das Bad in der Menge, legt seinen Aladdin-Hut ab und lässt sich von den Zuschauern auf Händen tragen. Die Nähe zum Publikum gehört zu seinen besten Attributen. Als die Band die Bühne verlässt, um akustischen Songs Raum zu geben, veranstaltet Adam ein Wunschkonzert. Das Publikum schreit nach Hits von Moldy Peaches und nach weniger bekannten Liedern seiner über 10 jährigen Solo-Karriere. Momente wie diese machen seine Konzerte aus. 

 

Adam überzieht sein Konzert schliesslich um eine halbe Stunde. Nach dem Konzert steht er glücklich grinsend neben dem Merch-Stand. 

 

Ein super Konzert war das. Hätten wir nur alles gehört.

 

Tanja Lipak / Mi, 26. Okt 2016