Party Like Tomorrow Is The End Of The World

Konzertkritik: Steel Panther im Komplex 457

Hüften-schwingend standen sie auf der Bühne, tanzten anzüglich und genossen sichtlich ihre fünf Minuten Ruhm – etwa ein Dutzend Mädchen aus dem Publikum, die ihre Chance ergriffen hatten und beim Aufruf von Steel Panther auf die Bühne kletterten. Von dieser eher ungewöhnlichen Art von Bühnendeko bekam das Publikum sogar noch die ein oder andere nackte Brust oder Kehrseite zu sehen – Groupies gibt es noch.

 

Groupies waren es, die Rockbands in den 80er Jahren zur Genüge hatten. Und Steel Panther haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Lifestyle der damaligen Hair-Metal-Szene wieder aufleben zu lassen. Dabei bilden die vier Amerikaner ein wirklich farbenprächtiges Bild. Der Begriff Glam-Rock ist bei dem vielen Glitzer, den langen Haarprachten und bunten Haarbändern schon fast untertrieben. Und trotzdem käme niemand auf den Gedanken, Steel Panther als unmännlich zu bezeichnen. Noch nicht einmal Lexxi Foxxx, dessen Gesicht ein wahres Botox-Kunstwerk ist, der einen pinkfarbenen Bass spielt und sich am extra auf der Bühne aufgestellten Schminkkasten immer wieder im Spiegel bewundert und seine Lippen nachzieht («Lipgloss look good on girls and on guys»). Dafür ist die Musik einfach viel zu gut, der Rock viel zu hart, die Texte viel zu sexistisch. Diese Kombination aus Glitzer, Schminke und geballtem Testosteron sorgt für eine Show der Extraklasse, welche auch am 4. März etliche Konzertbesucher in den Komplex 457 lockte.

 

Besonders ein Motto der Band nahmen die Zuschauer besonders ernst (oder eben auch nicht) – Steel Panthers neuste Single «Party Like Tomorrow Is The End Of The World». Alles, was Michael Starr, Satchel, Lexxi Foxxx und Stix Zadinia machten oder sagten, wurde mit lautem Jubel honoriert. Denn ein Konzert von Steel Panther ist eben nicht nur etwas für die Ohren, sondern auch für die Augen. Und das noch nicht mal nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum. Viele versuchten sich dem mutigen Style der Band anzupassen, wenn dies nicht sowieso schon zur Standardausrüstung gehörte. Einigen war es noch nicht einmal zu heiss im Saal, um eine Perücke zu tragen, und manch ein männliches Wesen hat wahrscheinlich der Freundin die Leggins aus dem Schrank geklaut. Wer als Frau aufmerksamkeitstechnisch dagegen ankommen wollte, trug knappe Hotpants, enge Lederhosen oder bauchfrei. Es war eine regelrecht knallbunte Menge.

 

Obwohl von den über zwei Stunden, während denen Steel Panther auf der Bühne standen, viel Zeit für Showeinlagen, Witze und Reden drauf ging, kamen die Konzertbesucher auch musikalisch auf ihre Kosten. Die Qualität war einwandfrei und die Band spielte sowohl ältere Stücke als auch Songs aus dem neuen Album «All You Can Eat». Denn Spass daran konnte man jedem einzelnen der vier Musiker förmlich ansehen. Steel Panther machen keine Show, sie sind die Show. Und dafür lieben sie die Fans. Und am Ende dieser Show können die Zuschauer mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass man das Leben nicht immer so ernst nehmen muss.

Seraina Schöpfer / Sa, 08. Mär 2014