Casper im Rhythmus der Lyrics

Konzertkritik: Casper im Komplex 457
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Bäckstage.ch / © Maximilian Lederer

Reduzierte Gitarrenklänge, im Rhythmus einsetzendes Klatschen und kräftige Paukenschläge ergänzt von der Signatur-Melodie von «Hinterland» erfüllen den Raum. Die Leute führen die Melodie fort und Casper startet mit dem Song, seine unverkennbare Stimme, rau und hell zugleich, durchdringt die Luft.

 

Nur manche beherrschen die Kunst, eine authentische Verbindung mit dem Publikum herzustellen und es mitzureißen, es mit dem eigenen Enthusiasmus anzustecken, ohne angestrengt zu wirken. Auf diese Weise wird Benjamin Griffey alias Casper seinem Titel als Künstler mehr als gerecht. Er beherrscht die Rapkunst und überzeugte mit einem stimmungsvollen, energiegeladenen Auftritt. Er hatte sichtlich Freude auf der Bühne und mit den Fans, posierte für die zahlreichen Kameras und nahm sich immer wieder kurz Zeit, einige Worte an sein Publikum zu richten. Das es nicht nur Spass, sondern auch harte Arbeit war, zeigte sich an seinem weissen T-Shirt, das ihm am Oberkörper klebte, denn er und die Band gaben vollen Einsatz und das Schweizer Publikum tat es ihnen gleich.

 

 

Casper brachte Hit um Hit und das Publikum bewies dabei Textsicherheit. Und das nicht nur in den ersten Reihen, sondern auch auf der Empore und in der Mitte, des aus allen Nähten platzenden Komplex, wurde mit erstaunlicher Leidenschaft mitgesungen. Casper weiss, wie man die Leute unterhält und sorgte gleichzeitig für Emotionen und Tiefgang. Mit seiner Musik, vor allem ab der neusten EP «Hinterland», lässt er das Hip-Hop Genre mit intelligenten Lyrics aufleben und erntet dafür viel Anerkennung. Dabei entfernt er sich von der Vorstellung, die viele von deutschem Rap haben und nähert sich einem eigenen Stil an, bei dem er sich zwischenzeitlich sogar an Folk- und Popelementen bedient. Nun ist Caspers grösste Sorge bekanntlich Mittelmaß, nun dieses Konzert hat Mittelmaß um Längen hinter sich gelassen! 

 

«XOXO» berührte, Sätze wie: «Zuhause ist da, wo man sich vermisst» hallten noch Stunden später im Kopf, auch «So perfekt» fand grossen Anklang. Gegen Ende folgte das «Grizzly Lied», in dem Casper sang: «Wenn dir das Leben Zitronen gibt …» und das Publikum beendete seinen Satz mit: «… mach verdammt noch mal Limonade draus!» Nach fordernden Zugabe-Rufen spielten Casper und Band «Der Druck steigt» und langsam aber sicher neigte sich ein Konzert dem Ende zu, das vielen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Bilder: © Maximilian Lederer

Manuela Troxler / So, 09. Mär 2014