Konzertkritik: Maceo Parker im Kongresshaus Zürich

Maceo Parker im Kongresshaus
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Zugegeben, ich kannte Maceo zuvor nicht. Obwohl bewandert im Blues, Soul und Jazz blieb mir dieser Name nie hängen. Vor zwei Wochen jedoch erhielt ich ein Telefonat aus Dänemark, ich solle unbedingt an das Maceo Parker-Konzert gehen. Es wurde mir vorgeschwärmt, dass er gerade in Kopenhagen ein super Konzert gespielt hatte. Zwei Wochen später also fand ich mich im Kongresshaus in Zürich ein. Der Saal war gut besucht, zu meinem Erstaunen aber bestuhlt. Pünktlich um acht Uhr wurde das Licht gedimmt. Eine klare Rhythmsection legte das Tempo vor. Der Keyboarder bereitete mit guten, aber nicht übertriebenen Akkorden die Harmonien vor. Gitarrist und Bassist fügten sich gekonnt und dezent ins Ganze ein. Der Posaunist und die beiden Backgroundsängerinnen würzten das Ganze schliesslich mit der nötigen Portion Funk und Soul. Der Saal war vorbereitet für Maceo Parker.

 

Der mittlerweile 70-jährige Musiker zeigte gleich von Anfang an, dass nichts an ihm alt ist. Mit einer unglaublichen Lebensfreude stürmte er die Bühne um direkt mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Dass er sein Saxophon meisterhaft beherrscht, bewies er auch sogleich. Funkige Soli konkurrenzierten mit Posaune-Saxophon-Duetten, Rhythmus und Intonation stets perfekt. Aber auch seine Stimme muss sich nicht verstecken.

 

Anfänge bei James Brown


Beeindruckend jedoch war seine Spielfreude. Vom ersten Moment als er die Bühne betrat bis zum letzten Stück nach zwei Stunden gab er alles, es schien, als lebe er nur für die Bühne. Mit treffenden Sprüchen unterhielt er das Publikum. Gewitzt wies er darauf hin, dass er hier keinen Jazz spielen werde – nur um dann gekonnt und mit viel Schalk ein Jazzstandard zu präsentieren. Humorvoll, aber auch immer mit viel Respekt, karikierte er Grössen wie James Brown oder Ray Charles. Das Publikum zollte ihm Tribut und bald waren auch die Stühle überflüssig geworden.

 

Maceo erlernte in jungen Jahren das Saxophonspiel. Beeinflusst durch Ray Charles widmete er sich zusammen mit seinem Bruder (Schlagzeuger) ganz dem Blues und Soul. Mit 21 Jahren wurde er vom legendären James Brown als Altsaxophonist in die Band aufgenommen um bald schon auf dem Tenorsaxophon zu brillieren. Nach einigen Jahren trennte er sich von James Brown, nahm aber auch später noch diverse Alben mit ihm auf. 1974 schliesslich veröffentlichte er sein erstes Studioalbum und tourt seither um die Welt. Mit durchschnittlich 200 Konzerten im Jahr zählt er zu den engagiertesten Musikern.

 

Maceos Band, die gekonnt, aber nicht sonderlich beeindruckend, den Abend eröffnete, entpuppte sich schon bald als wahre Schatzkammer. Bruno Speight an der Gitarre hielt zwar sein Instrument auf unübliche Weise, aber sein Spiel stellt noch manchen Bandgitarristen in den Schatten. Virtuos oder leise, picking oder tapping, seine Soli waren stets von selten brillantem und spannendem Klang. Rodney Curtis an der Bassgitarre gehört zum gleichen Schlag Musiker: Unscheinbar erledigt er seine Arbeit im Hintergrund. Sobald ihm aber eine Plattform geboten wurde, begann sein Instrument wie von selbst zu spielen. Ebenfalls erwähnt sei Martha High. Die Backgroundsängerin erhielt zwar nur einmal die volle Aufmerksamkeit, machte aber sogleich Aretha Franklin mächtig Konkurrenz. Dennis Rollins an der Posaune kam etwas zu wenig zum Einsatz. Seinen Soli hörte man die solide Jazzausbildung an. Maceos Neffe, Marcus Parker, am Schlagzeug gab der Band den Rhythmus. Sein Solo allerdings – unterlegt mit sphärischen Synthesizern – überzeugte nicht wirklich. Wieso er auf Musik aus der Konserve zurückgriff, hätte er doch eine professionelle Band zur Verfügung, bleibt ein Rätsel. Und auch Darliene Parker, die zweite Backgroundsängerin, überzeugte nicht mit ihrem Solo. Zu gepresst klang ihre Stimme, zu viel Kraft setzte sie ein.

 

Maceo Parker wäre ganz klar nicht Maceo Parker ohne diese Band. Nicht nur die einzelnen, technisch unglaublich versierten Musiker, sondern die perfekte Harmonie innerhalb der Band haben zu dem Abend viel beigetragen.

 


Special Guest: Candy Dulfer

 

Candy Dulfer, die holländische Funkprinzessin, war als Very Special Guest geladen. Im zweiten Teil des Konzerts ergänzte sie die Band ab und zu mit ihrem Saxophon. Saxophonduette boten sich an und wurden auch reichlich geboten. Wie zu erwarten war, spielte sie virtuos und überzeugend. Trotzdem stahl sie Maceo nicht die Show. Es schien nicht ihr erstes gemeinsames Konzert zu sein.

 

Als das Konzert endete, hatte Maceo Parker das Publikum in der Tasche.. Maceo bot ein abwechslungsreiches, spannendes, unterhaltsames und vor allem beeindruckendes Konzert. Professionell führte er durch den Abend und wurde seinem Namen als authentischer Funk- und Soulmusiker gerecht. Auch wenn die Bühne nicht perfekt ausgeleuchtet und beim PA durchaus noch etwas Potential nach oben vorhanden war, bot sich dem Publikum ein lebhafter Abend. Dass die Managerin vor Konzertende auch noch ihre 5 Minuten Bühnenpräsenz beanspruchte war zwar etwas unnötig, ändert aber nichts am Gesamteindruck.


Zusammengefasst: Für zwei Stunden gehörte Maceo Parker die Welt – zumindest innerhalb des Kongresshauses.

Simon Huwiler / Do, 14. Nov 2013