Jessie f***ing Reyez

Konzertkritik; Jessie Reyez in Zürich
Bildquelle: 
Pressebild / zVg Mainland Music

Auf der dunkelblau beleuchteten Bühne voller Nebel ertönt Jessie Reyez unverwechselbare Stimme. Sie beginnt gleich mit dem Song, «Mood» Aus ihrem letzten Album «Yessie», welches letzten September veröffentlicht wurde.

 

Die kanadische Sängerin mit kolumbianischen Wurzeln versprüht von Anfang an eine unglaubliche Energie. Beim zweiten Song «Shutter Island» kommt die 157.5 cm grosse Frau in ihrer weissen College oversize Jacke aus sich raus und singt dem Publikum die Vitalität ins Gesicht.

 

Jessie Reyez ist sehr kommunikativ. Sie erzählt Geschichten über ihre Entwicklung betreffend Selbstliebe, sie motiviert die Menschen im Publikum, dass sie sich mit dem oder der nebenan befreunden sollen, zumindest für die Dauer des Konzertes, denn: Wir sind ja alle «Fründe». Das Wort Fründe, welches sie vom dem Publikum erfahren hat als sie fragte wie man denn bei uns «Friends» nennt, bleibt ihr während des ganzen Konzertes präsent.

 

Jessie Reyez versprüht nicht nur Power, sondern empfängt auch Geschenke aus dem Publikum. Vor allem BHs werden auf die Bühne geworfen, aber auch Blumen, Plakate, Plüschtiere, und Briefe, welche sie hemmungslos vorliest.

 

Hemmungslos spricht die 31-jährige auch über Ihre Gefühle, verdrückt eine Träne, weil sie von der Stimmung im Publikum überwältigt ist. Hemmungslos singt sie auch über das schmutzige Musikgeschäft und performet dazu ihre Songs «Phone Calls» und «Gatekeeper» in dem sie aus Sicht eines männlichen «Musikbusiness Türöffner» ungefiltert singt: «Ich bin der Gatekeeper, spreiz deine Beine, öffne dich, du könntest berühmt werden …»

 

Die beiden Songs werden durch einen extra düsteren und lauten Bass unterstützt, welcher den Songs einen noch aggressiveren und präsenteren Unterton verleiht. Jessie Reyez rappt souverän und sorgt für Hühnerhaut beim Publikum. Jessie Reyez hat jedoch nicht nur eine unverwechselbare Stimme, souveräne Rap Rhymes und eine powervolle Bühnenpräsenz, sie ist auch witzig.

 

Auch ihr Support Act Deyaz aus London scheint ein Fan von Jessie Reyez zu sein. Er steht das ganze Konzert lang im Publikum, in einem abgesperrten Bereich, um sich von Jessies Wucht bewältigen zu lassen.

Deyaz hat das Publikum als Support Act mit seiner soften Stimme und seinen Melancholischen Klängen überrascht. Wobei viele im Publikum ihn schon zu kennen schienen. Viele sangen bei den Songs «Time» und «Don’t leave,don’t go» mit. Deyaz überzeugte vor allem mit seiner Multiinstrumentalität und seinem Charisma.

Zurück zum Hauptact Jessie Reyez. Ein Song fehlt. Nach dem die junge Sängerin sich bereits beim Publikum verabschiedet hat, wollten alle eine Zugabe, und zwar den 3-fach mit Platin ausgezeichneten Song «Figures». Die ehemalige Strassenmusikerin setzt sich auf einen Stuhl, mit der Gitarre. Den Song, welchen sie, wie sie sagt, im traurigsten Moment ihres Lebens geschrieben hatte und ihre gesamte Karriere verändert hat, spielt sie zweimal. Und dann verlässt die Künstlerin die Bühne mit den Worten «My Name is Jessie f***ing Reyez.»

 

Das Konzert war ein echtes Erlebnis und Jessie eine Powerfrau und hat mich durch ihre Geschichten positiven Sinn zum Nachdenken gebracht.

 

Diese Frau sprüht vor Energie und hat mich damit angesteckt. Ihre wilde und hemmungslose Art hat für eine supertolle Stimmung im Komplex 457 gesorgt. Ich hatte das Gefühl eine authentische und selbstbewusste Person steht auf der Bühne und gibt uns Einblicke in ihr innerstes Ich. Das fand ich besonders grossartig.

  • Konzert: Jessie Reyez
  • Datum: 26. Januar 2023
  • Location: Komplex 457

 

Valeria Piediscalzi / Mo, 30. Jan 2023