HIM-mlisch gut

Konzertkritik: HIM @Komplex 457
HIM
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Die Farbe Schwarz dominierte vergangenen Mittwoch im Komplex. Anlass dafür war das Konzert der Metal-Love Kult-Band der 90er – die Rede ist von HIM. Das Akronym der Band ist so geläufig, dass die Bedeutung dahinter – His Infernal Majesty - schnell mal in Vergessenheit gerät. HIM heisst somit nicht anderes als «Seine teuflische Majestät»: der Name war jedoch nur bedingt Programm.

 

HIM ist seit nahezu 15 Jahren eine erfolgreiche Konstante auf dem finnischen Musikmarkt, nicht zuletzt wegen ihres internationalen Erfolgshits «Join Me In Death», eine moderne Interpretation von Romeo und Julia, die auf der Setliste nicht fehlen durfte. Die Liebe ist aber auch sonst immer wieder ein zentrales Thema, das HIM in ihren Songs aufgreifen.

 

Einer von vielen

 

Auch wenn die HIM-Hymne euphorisch vom Publikum mitgesungen wurde, war «Join Me In Death» nicht wie vermutet der Höhepunkt, sondern lediglich einer von vielen. Doch nicht weiter tragisch, denn HIM sind weit mehr als eine One-Hit-Wonder-Band, das stellten die Finnen eindrücklich unter Beweis. Mit «Wings Of A Butterfly» lieferten HIM einen weiteren eingängigen Hit, der längst zum festen Repertoire der Band gehört.

 

«Seine teuflische Majestät» – wer dahinter griesgrämige, düstere Gestalten vermutete wurde enttäuscht. Frontmann und Sänger Ville Valo zeigte sich trotz seines eher hageren und fahlen Erscheinungsbilds durch und durch gut gelaunt und war mit einem breiten Grinsen wie vom Teufel besessen. Ganz in Schwarz und mit Wollmütze tief ins Gesicht gezogen, liess er so manches Frauenherz höher schlagen.

 

Alles beim Alten - trotzdem vielversprechend

 

Doch nun zurück zur Musik. Ohne Frage gehören HIM nicht zu den Bands, die sich auf den Lorbeeren vergangener Erfolge ausruhen. Gegründet haben sich die Finnen 1995 und 2013 erschein nach drei Jahren kreativen Schaffens ihr mittlerweile achtes Studio-Album «Tears On Tape».

 

Auch wenn sie sich über die Jahre hinweg musikalisch treu geblieben sind – breite Synthesizer-Teppiche, die Gitarre, Bass und Schlagzeug Raum zum Austoben geben - ist der Sound doch keinesfalls einfallslos oder gar langweilig. Gerade zu vielversprechend, dank grossem Ohrwurmpotenzial, ist die aktuelle Single «Into The Night», die sogleich vom Publikum lautstark bejubelt und mitgesungen wurde.

 

Der letzte Höhepunkt

 

Nebst neuem Songmaterial haben die Nordlichter auch mit «Uralt-Liedern» wie «Your Sweet Six Six Six» und «Wicked Game» aus der Feder von Chris Isaak begeistert. Bei letzterem brachte Ville Valo die Emotionen so zum Kochen, dass eine Konzertgängerin kurzerhand blank zog und ihren BH auf die Bühne warf.

 

Feuerzeuge und Wunderkerzen tauchten das Komplex in ein sanftes Licht, während Ville Valo «The Funeral Of Hearts» besang und in ein geradezu unstillbares Verlangen der Konzerbesucher nach einer Zugabe mündete. Die zentralen Motive von HIM: Liebe und Tod in einem Song vereint. So schafften die gutgelaunten Finnen, nach einem knapp 90-minütigem Konzert, mit «When Love And Death Embrace» einen letzten akustischen Höhepunkt.

Dominique Rais / Fr, 18. Okt 2013