Gölä feierte fulminant Jubiläum im Hallenstadion

Konzertkritik: Gölä im Hallenstadion
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Bäckstage / © Seraina Thuma

Wenn der Berner «Büezer» Gölä ruft, dann kommen die Leute. Hallenstadion ausverkauft. Das haben neben ihm nur wenige Schweizer Künstler geschafft. Doch Gölä spielt zum 20. Jubiläum gleich dreimal im Wädlitempel und Tickets waren nur noch wenige zu haben. Vorband gibt es bei Gölä keine, schliesslich spielt er selbst rund drei Stunden. Setlist soll es auch keine geben, munkelt man im Hallenstadion. Wozu auch, man kennt das Programm, will die alten Klassiker hören, mit Gölä «Uf und dervor». Aber auf dem Flyer steht gross «Special Guests». Die Vorband kann also nicht gemeint sein, die Überraschungen dürfen also kommen. 

 

Von Minute eins an sind Gölä und Band auf dem Punkt, die Stimmung am oberen Ende der Skala. In der Band sind auch ZIBBZ, die schon jahrelang mit Gölä unterwegs sind und inzwischen ja selbst Karriere gemacht haben. Neben den beiden ZIBBZ sind aber - und dafür Respekt - auch Barbara und Sandra Moser (aka Sandee), die ganz am Anfang für Gölä den Backgroundgesang machten, beim Konzert dabei. 

 

Fotos: © Seraina Thuma

 

Neben den beiden Schwestern sind Gäste wie der JodlerKlub Echo vom Glaubenberg oder Schlangenfrau Nina Burri, die ihre Kunst am Bühnenrand zeigt, dabei. Aber damit nicht genug, das Konzert ist ein Treffen der Schweizer Musikszene. Mit Span-Frontmann Schöre Müller taucht Gölä in den «Louenesee», bittet Trauffer auf die Bühne und selbst Krokus geben Gölä mit «Bedside Radio» die Ehre. International gesehen ist Bonnie Tyler geladen. Gölä kokettierte im Vorfeld medial, sie sei die Stimme seiner Generation, die er sich leisten konnte. Gemeinsam singen sie «It’s a Heartache» und «Holding Out For a Hero» und manche Besucher, die mit Gölä älter wurden, freut der besondere Gast bestimmt. Jedenfalls gelingt es Gölä, die Stimmung über die volle Distanz hoch zu halten. Dabei sind die eigentlichen Stars seine eigenen Songs, besonders jene der Debütplatte «Uf u dervo». 

 

Nur schon «Schwan» als letzter Song des Sets zeigt, wie viele Fans die simplen und ehrlichen Songs von Gölä immer noch haben. Die 13’000 Menschen im Hallenstadion bilden einen berndeutschen Chor, wie ihn das Hallenstadion noch selten zuvor gesehen hat. Gölä selbst wird in diesem Moment überflüssig, auch wenn er immer wieder «geit no lüter» ruft, die Menge übertönt ihn. Als letzte Zugabe kann das «I hät no viu blöder ta» nicht meht toppen, aber das spielt keine Rolle, da der Song fast so etwas wie ein Outro für das Konzert bildet und rund abschliesst. 

 

Man kann Gölä viel vorwerfen, oft hat der Berner provoziert, gar Songs geschrieben, die nahe an der Grenze des guten Geschmacks sind. Die Show im Hallenstadion zeigt aber, wenn er sich auf das konzentriert, was er kann, nämlich die von ihm selbst so benannten «Lumpeliedli» singen, dann frisst ihm das Publikum aus der Hand und Gölä versteht es nach 20 Jahren im Geschäft mühelos mit dem Publikum zu kommunizieren und zu interagieren. So sind an diesem ersten von drei Jubiläumskonzerten alle im Stadion zufrieden. 

 

Wenn Gölä sich auf die gut gealterten Klassiker verlässt, erreicht er mühelos die Menschen. So wird das Konzert für den Mundart-Hero zum Selbstläufer. 

 

Bäckstage Redaktion / Do, 06. Dez 2018