Fasnacht und Metal mit Korpiklaani, Turisas und Trollfest

Konzertkritik: Korpiklaani und Turisas im Z7
Korpiklaani, Turisas und Trollfest hiess das Line Up am Samstag, 9. März. Leute, die diese Truppen kennen, wussten, dass viel Alkohol fliessen würde und viel gelacht werden kann. Die Folk Metal Elite aus dem hohen Norden war zu Besuch. Jetzt wird aber nicht viel drumherum gequasselt sondern es geht direkt los mit der Berichterstattung. Let’s Go!!!
 
TROLLFEST:
 
Viele Ballons hingen schon als Bühnendekoration herum. Das Z7 war von Anfang an gut besucht. Alles war für ein Fest angerichtet. Da erklang das Intro und die Norweger betraten teilweise hüpfend die Bühne. Die Ballons waren nicht alles, was ins Auge stach, sondern auch die Bekleidung der Mannen regte reges Kopfschütteln aus (nicht Headbangen). Einige hatten Prinzessinnen Kostüme an wie aus einem schlechten Disney Film. Ich wusste zwar, dass in Winterthur die Fasnacht war, aber habe ich diesen Umzug gleich ins Z7 mitgenommen? Diese Frage stellten sich auch meine Winterthurer Kollegen. Zu guter letzt kam der Sänger Jostein «Trollmannen» Austvik auf die Bühne mit einem riesigen Ballonhut auf dem Haupt. Zum Glück kann sich die Truppe selber nicht ernst nehmen. Da so viele Ballons im Spiel waren, kamen schon Spekulationen auf, ob die ganze Gage dafür draufgegangen sei. Es blieb beim spekulieren. Allerdings nicht sehr weit hergeholt.
 
Neben den ausgeflippten Kostümen, falschen Brüsten und teilweise leuchtenden Instrumenten, wurde den Zuhörern auch musikalisches geboten. Textlich konnte man Jostein eigentlich nie wirklich verstehen. Das lag wohl daran, dass ihre Texte ausschliesslich auf norwegisch sind.
 
Mit dem dritten Song «Toxic» wurde ein Song der früheren Pop Ikone Britney Spears zum besten geeben. Auch wenn man dies nicht ernst nehmen konnte, war das Cover doch besser als das Original. Eigentlich ging es die ganze Stunde Spielzeit, die sie erhielten, im gleichen Stile weiter. Meiner Wenigkeit nach wurde dies dann doch zu öde. Eine Stunde von den Scherzkobolden aus Norwegen war zu viel. 30 Minuten hätten völlig ausgereicht.
 
Zum Schluss kann man nur sagen, dass die Truppe beinahe unmöglich ist zu beschreiben. Man muss sie erleben, um sich ein Bild davon zu machen.
 
Fotos: Bäckstage / © Lars Müller 
 
TURISAS:
 
Der komödiantische Teil des Abends war vorbei. Jetzt wurde es ernster. Mit den Finnen von Turisas durfte der erste Headliner die Bühne stürmen. Mein persönliches Highlight. Liegt es doch schon sechs Jahre zurück, als ich mich das letzte Mal an einem Live-Auftritt der Herren erfreuen durfte. So lange liegt auch das letzte Album zurück. Mit rot-schwarzen kriegsbemalten Gesichtern eroberten sie sehr schnell das Publikum und es wurde ein furioser Start hingelegt. Da wurden keine Gefangenen gemacht. Mit Mathias «Warlord» Nygård war auch ein stimmliches Phänomen am Mic. Sei es Growling, Scream oder cleaner Gesang; der Herr kann einfach alles. Ein Turisas in Topform wurde uns geboten, das den Zuschauer viel Spass bereitete. Mit dabei war auch eine Geigerin, dessen Namen ich nicht in Erfahrung bringen konnte, die temporär auf der Tour dabei ist. Ein Spektakel, kann ich hier nur sagen.
 
Mit «To Holmgard and beyond», «Battle Metal» und «Rasputin» wurden auch die grössten Hits zum besten gegeben. Nach «Rasputin» sah alles danach aus als wäre es vorbei. Es wurde hell, einige gingen an die frische Luft und die Techniker fingen an abzubauen. Dann herrschte Verwirrung. Einer stand wieder auf der Bühne und fing an zu spielen. Da kam doch noch was. Es gab ein Akkustik Set im Zugabe Slot, das allerdings eher langweilig rüberkam.
KORPIKLAANI:
 
Bevor der letzte Act des Abends die Bühne stürmen konnte, wurde der Alkohol Haushalt noch gehörig aufgefüllt, obwohl bei einigen der Alkohol Spiegel schon recht hoch stand. Mit Korpiklaani stand wiederum eine finnische Band auf der Bühne. Die letzten Male konnten sie allerdings nicht vollends überzeugen. Das sah an jenem Abend auch nicht anders aus.
 
In gewohnter Manier betraten die Protagonisten die Bühne. Sänger Jonne Järvelä in seinem Cowboy Outfit und langen Rastas und Violine-Spieler Tuomas Rounakari in elegantem Weiss, versuchten den starken Auftritt von Turisas zu topoen; allerdings vergeblich meiner Meinung nach. Das Ganze sah eher ein bisschen lustlos aus. Kann auch sein, dass die Setlist-Wahl nicht glücklich ausfiel. Von einer Folk/Pagan/Humppa-Band kann man schon ein wenig mehr erwarten.
 
Da passierte neben der Bühne doch etwas mehr, auch wenn es im negativen Bereich war: Ein paar Zuschauer klappten zussammen. Einige wegen dem übertriebenen Alkoholkonsum, andere wegen Kreislauf-Problemen. Scherzhaft konnte man sagen, dass Korpiklaani umwerfend war. Dies war aber nicht wirklich so. Meinem Empfinden nach zu langweilig. Es hörte sich alles gleich an. 
 
Erst im Zugabe-Slot kam die bisher fehlende Power zur Geltung. Mit dem Song «Beer, Beer» kamen sogar die Fasnächtler von Trollfest noch einmal auf die Bühne und sangen mit. Wohl die beste Version die ich zu hören bekam. Mit «Vodka» konnte man eigentlich nichts falsch machen. Falsch gedacht. Zwischenzeitlich konnte man den Sänger kaum hören. Keine Ahnung woran das lag. Zum Glück war der Auftritt dann auch vorbei.

 

Lars Müller / Di, 19. Mär 2019