Die ewig Reisende - von Zürich nach Berlin

Konzertkritik: Fiona Daniel in Berlin
Bildquelle: 
www.fionadaniel.com / © Augustin Rebetez 2012

Es ist einer dieser herbstlichen Samstagabende in einer beliebigen Kreuzberger Bar. Die Zürcher Sängerin Fiona Daniel betritt die Bühne und füllt den Raum vom ersten Lied an mit ihrer Wahnsinnsstimme. Wer ihre Musik kennt, merkt sofort: Da hat sich einiges getan seit ihrem ersten Album «Drowning», erschienen 2010. Neben Stücken ihres Zweitlings «Backyard» (2012) singt die 26-jährige auch viele alte Stücke - auf ganz neue Weise: Sie erlaubt ihrer Stimme in die Breite zu wachsen und in die Tiefe abzutauchen, zerpflückt die alten Lieder in ihre wunderbaren Einzelteile und macht sie dadurch voluminöser und tragender. Das Ergebnis ist ein dichter Klangteppich, der sich, einer warmen Decke gleich, einem um die Schultern legt.

 

Perlen wie «They got you», «Is it ok» und «Symbol of Love» klingen so noch stimmungsvoller und entfalten sich zu voller Grösse. Aus den engen Gassen des Niederdorfes wird die Karl-Marx-Allee, die Limmat wird zur Spree - Zürich wird zu Berlin. Und Fiona Daniel fühlt sich sichtlich wohl mit dieser Metamorphose. Und doch lockt auch immer das Kleine im Grossen: Was sich sonst nur Sophie Hunger traut, gelingt Fiona souverän: «Dr ewig Reisendi», auf Zürichdeutsch gesungen, wirkt natürlich und berührt. Auch die Sängerin ist weit gereist: Nach einem Auftritt an der Expo in Shanghai folgten Konzerte in China, Schweden, Frankreich, Österreich und Deutschland.

 

Bei einer solchen Stimmgewalt wünscht man sich sie allein auf die Bühne; nur ihre Stimme und eine Gitarre. Dieser Wunsch wird wahr bei der Zugabe des Konzertes: Der bewegende Abschluss eines perfekt gelungenen Konzertes, irgendwo in Kreuzberg.

 

Mehr über Fiona Daniel: fionadaniel.com 

Irgendwo in Kreuzberg: privatclub-berlin.de

 

Tamara Schuler studiert für zwei Jahre in Berlin und wird in unregelmässigen Abständen über das Leben und die Kultur in der deutschen Hauptstadt berichten. 

Tamara Schuler / Mo, 07. Okt 2013