Brooke Fraser begeisterte mit «Brutal Romantic» in Zürich

Kritik: Brooke Fraser im Exil
Brooke Fraser
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Brooke Fraser Facebook

Schummriges Licht. Ein Bier nach dem anderen geht über die Theke. Geduldig warten die Konzertbesucher im Zürcher Exil auf den Auftritt der neuseeländischen Sängerin Brooke Fraser. Das Konzert ist zwar gut besucht, jedoch längst nicht ausverkauft – trotzdem tat es der Stimmung keinerlei Abbruch.

 

Samstagabend. Zehn vor neun. Brooke Fraser betritt die Bühne. Die «Something In The Water»-Sängerin hat sich verändert. Optisch wie auch musikalisch. Ihre einst ungezähmten braunen Haare sind einer blonden Mähne gewichen, die sie am Samstagabend in einem lockeren Dutt hochgesteckt trug. Bei genauerem Hinsehen liess sich zudem ein kleiner Babybauch erahnen, den sie gekonnt mit einem langen, schwarzen Oberteil zu kaschieren wusste. Doch ein Geheimnis war es keinesfalls, denn bereits vor einigen Wochen gab sie ihre Schwangerschaft bekannt. Ein ganz anders Baby sorgte hingegen im Exil für Aufregung, nämlich das Ergebnis von vier Jahren kreativen Schaffens – ihr zweites in Europa veröffentlichtes Album «Brutal Romantic».

 

Musikalischer Richtungswechsel

 

Der musikalische Richtungswechsel manifestierte sich schon im Opener «Psychosocial» und lässt das Publikum in neue musikalische Sphären eintauchen. Mit «Brutal Romantic» bewegt sie sich weg von der einst akustisch geprägten und von Folk durchsetzten Musik, hin zu experimentelleren Gefilden. Synthesizer und Computerklänge stehen im Vordergrund. Trotzdem hat die 31-jährige es geschafft, sich ihre musikalische Identität zu bewahren. Ihre Musik klingt nach wie vor ehrlich und wirkt trotz des Stilwechsels nicht aufgesetzt.

 

Ihre Freude am neuen Album und an ihren unzähligen elektronischen Gadgets, die sie seither begleiten, teilte die Neuseeländerin auch gerne mit dem Zürcher Publikum. Wie ein kleines Kind, dass seine neusten Geschenke präsentiert, drückte sie zwischen «Start A War» und «Je suis prêt» freudig auf den Tasten herum. Brooke Fraser versteht es, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und genau diese Eigenschaft, gepaart mit ihrem unglaublichen Charme und ihrer unvergleichlichen Stimme, weiss auch das Schweizer Publikum zu schätzen.

 

Kurz aber intensiv

 

Stolz erzählt Fraser von ihren Aufnahmen zum neuen Album und dass sie den Song gemeinsam mit einem Orchester in den Abbey Road Studios aufnehmen durfte. In jenem Studio, in dem einst die Beatles arbeiteten. Ein Orchester hatte sie zwar im Exil nicht dabei, dafür jedoch ihre elektronischen Gadgets, mit denen sie gekonnt die Originalaufnahme des Orchesters einzuspielen wusste.

 

Auch wenn das neue Album klar im Vordergrund stand, so fanden trotzdem einige ihrer älteren Lieder wie «Arithmetic» und «Deciphering Me», in ein neues musikalisches Gewand gehüllt, den Weg auf die Setlist. 12 Songs in 60 Minuten. Kurz aber intensiv. Am Ende durfte natürlich «Something In The Water» nicht fehlen. Wie zu erwarten war, wurde lautstark mitgesungen und das Publikum tanzte sich gutgelaunt in die Nacht.

Dominique Rais / So, 19. Apr 2015