George Ezra und Züri West am Stars in Town

Festivalkritik: Stars in Town
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© Stars in Town / Flow Productions

Im Rahmen der fünftägigen Freiluftkonzertreihe Stars in Town spielten am Donnerstagabend gleich drei spannende, aber auch gegensätzliche Bands. Den Auftakt machte der britische Singer-Songwriter Jack Savoretti. Er zeigte viel Leidenschaft und Hingabe beim Singen. Allerdings musste er sich mit noch relativ wenigen Zuschauern zufrieden geben.

 

Als dann die erfolgreiche Schweizer Rockband Züri West die Bühne betrat, füllte sich der Herrenacker-Platz mit Menschen in bunten Regenjacken, die entschlossen waren den winterlichen Temperaturen zu trotzen. In den vordersten Rängen waren vor allem die 60er- und 70er-Jahrgänge anzutreffen, die oftmals sämtliche Liedtexte mitsingen konnten. Eines war klar: Eine Legende stand hier auf der Bühne. Zuvorderst Frontmann Kuno Lauener in weissem Hemd und blauem Sakko, im Schlepptau seine fünf Musiker, allesamt ganz in schwarz gehüllt. 

 

Um die «Berner Giele» war es fünf Jahre lang ruhig gewesen. Sie hatten die Zeit für die Arbeit an einem neuen Album genutzt. «Love» heisst es, und tatsächlich liegt in dieser neuen Platte viel Gefühl, die Texte sind sentimentaler geworden. Das liege auch am Alter, sagte Lauener einst zum SRF. Die entspannt wirkenden Musiker, die auch eine gewisse Lässigkeit ausstrahlten, spielten nebst neuen Stücken natürlich auch ihre beliebten Klassiker wie «Johnny und Mary», «I schänke dir mis Herz» oder «Fingt ds Glück eim?». Begleitet wurden die Klänge von thematisch passenden Videosequenzen im Hintergrund, etwa einem riesigen roten Herz. Für die Zugabe liess sich die Band dann noch zu «eme Churze» hinreissen. Dabei trugen die Rocker witzige Sonnenbrillen mit Flamingo oder Palmen-Motiven: Ein Plus für ihren (anhaltenden) Coolness-Faktor.

 

Der Brite mit dem jungenhaften Gesicht

 

Und dann wurde die Bühne für den Haupt-Act eingerichtet, George Ezra, den jungen Blondschopf aus Bristol. Ein immenser Print einer farnähnlichen Pflanze zierte die ganze Stage. Ezra hatte eine grosse Band dabei, in der Instrumente von Trompete über Posaune, bis zum Schlagzeug und Piano vertreten waren. Vor der Bühne blieb stets genug Platz, um die Hüften zu schwingen, denn das Konzert war nicht ausverkauft. Als eines der ersten Lieder stimmte der Brite mit dem jungenhaften Gesicht «Cassy O`» an. Wer seine tiefe und raue Stimme hört, würde nie an einen 24-Jährigen denken, zu durchdringende und kraftvolle Töne bringt er hervor. Ezra spielte mit 13 Jahren erstmals in einer Band und startete mit 18 Jahren seine Karriere. Sein Debütalbum «Wanted on Voyage» beinhaltet fast ausschliesslich einzigartige Song s- kein Wunder, dass es in Grossbritannien bald auf Platz eins der Charts landete. Die grössten Erfolge konnte er mit dem Song «Budapest» feiern. Seine Stücke sind den Genres Folk Rock, Blues und Roots Rock zuzuordnen. Ein neueres Lied, «Pretty shining people», hat nun aber einen hippiemässigen Touch - es könnte genauso gut aus den Woodstock-Zeiten stammen. 

 

Besonders beim Performen von  «Did you hear the rain?» erkannte man die Qualität seiner Stimme: Er wechselte von den tieferen Tönen problemlos in hohe Stimmlagen. Ezra zeigte sich als offene Persönlichkeit. Fast zu jedem Stück brachte er in einem klaren British English kurze, oftmals sachliche, Erläuterungen an.  Er erzählte langsam und fast schon ehrfürchtig, wie ihn seine Karriere zu Beginn fast überrollt habe. Da sei etwas passiert, was Grösser sei als er- und so zog er sich schliesslich eine Zeit lang nach Barcelona zurück. Sich rausnehmen und zurückziehen werden dann auch zentrale Themen auf seiner neuen Platte sein.  Worte, die man vom jungen Mann mit den zur Seite gegeelten Haaren an diesem Abend oft hörte, waren: «It`s lovely» - und zwar immer, wenn er mit den Gesangseinlagen des Publikums anscheinend restlos zufrieden war.

 

Die Berner Mundart-Band Züri West ist zurück: Die Musiker um Kuno Lauener rockten den Abend und gute Stimmung kam auf wie eh und je. Daraufhin durfte man sich an dem jungen Briten George Ezra mit seiner rauen und bluesigen Stimme erfreuen. Ein junges Talent, das aussergewöhnliche Stücke schreibt, und von dem man auch in Zukunft bestimmt noch viel hören wird.

 

Katja Nosswitz / Sa, 12. Aug 2017