Der Berner Hausberg bebte

Festivalbericht: Gurtenfestival 2014
Bildquelle: 
www.partyguide.ch

Für viele Berner gehört es zu den Highlights des Jahres: das Gurtenfestival. Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit und das Festival konnte mit einem vielseitigen Programm einen neuen Besucherrekord feiern.

 

Als am Donnerstag der grösste Besucheransturm auf die Gurtenbahn anstand, fiel diese im denkbar dümmsten Moment aus, weshalb viele Festivalhungrige mit Gepäck und Zelt den Fussweg auf den Hügel auf sich nahmen. Oben auf dem Gurten sorgten inzwischen die Westcoast Hip-Hop Legenden um Cypress Hill mit deftigen Bässen für ordentliche Stimmung. Bei ihrem Auftritt standen jedoch nicht Zypressen im Mittelpunkt, sondern ein anderes Gewächs, welches sowohl vor als auch auf der Bühne ausgiebig inhaliert wurde und sich als dichte Rauchwolke über dem Publikum ausbreitete. Sogar Everlast, der bereits für seinen Auftritt am Freitag in Bern weilte, kam zu Cypress Hill auf die Bühne und spielte mit ihnen den House-of-Pain-Klassiker «Jump Around». Gleich danach herrschte bei den Durchstartern von Milky Chance ein dichter Andrang in und um die Zeltbühne. Wie bereits bei ihrem Auftritt im Frühjahr im Berner Bierhübeli, wartete das Publikum in erster Linie auf den Hit «Stolen Dance». Für einen bombastischen Abschluss des ersten Festivaltages sorgten die Schotten von Biffy Clyro – erstmals als Headliner - mit einer wilden Show. 

 

 

 

Äusserst sonnig und heiss war es dann am Freitag. Schon früh sorgte der bärtige Songwriter William Fitzsimmons mit ruhigen Klängen für einen optimalen Start in den Festivaltag. Das Programm war am zweiten Festivaltag allgemein eher ruig. So standen Family Of The Year, Everlast, John Butler Trio, Kodaline und The Kooks auf dem Programm und luden dazu ein, auf der Gurtenwiese zu liegen und der Musik zu lauschen. Die Ruhe wurde jedoch am Abend massiv durch The Prodigy gestört. Eine halbe Stunde nach Mitternacht betraten die Engländer die Bühne und liessen den Berg so richtig beben und im Publikum wurden Pyrofackeln abgebrannt. Als Abschluss des Abends sorgten die beiden Lokalmatadoren von Bonaparte auf der Zeltbühne und Klischée auf der Waldbühne dafür, dass noch bis in die frühen Morgenstunden durchgetanzt werden konnte.

 

Auch der Samstag stand ganz im Zeichen der Sonne. Bei brütenden Temperaturen spielte Bastian Baker vor einem zahlreich erschienenen Publikum. Auch ein doch überraschender Gastauftritt von Martina Topley Bird, die mit Massive Attack später am Tag noch spielen sollte, zählte zu den Highlights beim Konzert des Romands. Ein wahres Hitfeuerwerk feuerten später Franz Ferdinand ab. Die Schotten sind ein Garant für gute Stimmung und versagten auch beim Auftritt auf dem Berner Hausberg nicht. Für ein gelungenes Abendprogramm sorgte die 90er-Kultband Massive Attack mit Martina Topley Bird und weiteren Gastsängern. Ein kleiner Wehrmutstropfen war, dass sich Damon Albarn nicht am Gurtenfestival blicken liess, immerhin war er am Donnerstag am Jazzfestival in Montreux und auf dem letzten erschienen Album von Massive Attack, «Heligoland», war er auch vertreten. Ein Gastauftritt durch ihn wäre wohl eine einmalige Gelegenheit gewesen. Einer, der fast so sehr zum Gurtenfestival gehört, wie der Veranstalter Philippe Cornu, ist Büne Huber. Dieser bespielte in diesem Jahr aber nicht mit Patent Ochsner den Berg, sondern mit dem Meccano Destructif Commando. Aber natürlich durften auch bei seinem Auftritt Songs von Patent Ochsner nicht fehlen. Das Publikum erschien jedenfalls sehr zahlreich und die Waldbühne war voll. Sehr gut kamen später Parov Stelar Band beim Publikum an. Mit ihrem Elektro Swing sorgten sie für eine ausgelassene Stimmung. Übrigens wurde die Band am Montag nach dem Gurtenfestival auch gleich als Headliner für das Zürich Openair bestätig.

 

 

 

Einen Wetterumschwung gab es am letzten Festivaltag respektive sollte das Wetter am Sonntag andauernd umschlagen, weshalb sowohl Ausrüstung für Sonnenschein als auch für Regen von Nöten war. Zum ersten Mal auf einer Berner Bühne standen die Holländer von Kensington. Im letzten Jahr spielten sie noch vor einem eher spärlich erschienenen Publikum am Openair Gampel. Durch ihre Konzerte in kleinen Locations zu Beginn des Jahres muss sich dieser Geheimtipp wohl herumgesprochen haben und die Leute standen schon zu früher Stunde in der Zeltbühne. Das Publikum wurde nicht enttäuscht, da die Holländer vor Spielfreude nur so strotzten. Zu Beginn des Konzerts von Placebo am Abend war noch kein Regen zu sehen, jedoch deuteten pechschwarze Wolken, die den Himmel verdunkelten auf ein gewaltiges Gewitter hin. So sollte es auch kommen und wenig später prasselte was der Himmel hergab auf das Publikum nieder. Den Placebo-Song „English Summer Rain“ haben sie zwar nicht gespielt, jedoch mussten sie aufgrund des Regens das Konzert rund 40 Minuten unterbrechen, bis das Schlimmste vorbei war. Nach dem Unterbruch wurde das Konzert fortgesetzt und diejenigen, die noch nicht den Berg heruntergerannt waren, wurden beim verkürzten Auftritt zum Schluss mit dem Kate-Bush-Cover «Running Up That Hill» belohnt.

 

Schade, dass das Gurtenfestival in diesem Jahr so Enden musste, jedoch wird auch die diesjährige Ausgabe garantiert den meisten Besuchern in positiver Erinnerung bleiben. Nicht zuletzt Dank einem abwechslungsreichen Programm, top Organisation und der überaus guten Stimmung!

 

Das nächste Gurtenfestival findet vom 16. – 19. Juli 2015 statt.

 

Bilder mit freundlicher Genehmigung von www.partyguide.ch.

Hansjürg Stämpfli / Do, 24. Jul 2014