Nur eine einzige Nacht

Movie-Kritik: Run All Night
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© 2015 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Eine Nacht – darum bittet der ehemalige Auftragskiller Jimmy Conlon (Liam Neeson, «Taken», «A Walk Among The Tombstones») seinen Sohn Mike (Joel Kinnaman, «RoboCop», «Safe House»). Eine einzige Nacht, um offene Rechnungen zu begleichen und das Leben seines Sohnes zu retten. Denn Mike ist auf die Abschussliste des Paten Shawn Maguire (Ed Harris, «A History Of Violence», «The Hours») geraten. Als Limousinenfahrer wird er Zeuge, wie seine Kunden ermordet werden. Der Mörder ist Danny Maguire (Boyd Holbrook, «Gone Girl», «A Walk Among The Tombstones»), Shawns Sohn, der sich des Drogenhändlers und seiner Männer aufgrund geschäftlicher Unstimmigkeiten kurzerhand entledigt. Dabei bemerkt er Mike, der zwar fliehen kann, nun aber umso mehr zum Schweigen gebracht werden muss. 

 

Der Vater und der Pate begegnen sich. 

 

Jimmy, einst bekannt als «der Totengräber», hat zwar seine besten Zeiten hinter sich, pflegt aber immer noch lose Kontakte zu seinem ehemaligen Auftraggeber und langjährigen Freund Shawn und dem Gangstermillieu. Deshalb bekommt er rasch mit, dass sein Sohn, der den Kontakt zu ihm vor Jahren abgebrochen hat, in Gefahr schwebt. Sofort macht er sich zu Mike auf, um gemeinsam mit ihm auf Danny zu warten. Wie erwartet kreuzt Danny bei Mike auf und wird beim Versuch ihn zu töten von Jimmy erschossen. Jimmy ist sich bewusst, dass er dadurch einen grossangelegten Rachefeldzug gegen sich und Mike in Gang gesetzt hat. Denn als langjähriges Mitglied der Unterwelt kennt er dessen Gesetze nur allzu gut. Shawn wird nicht ruhen, ehe er sie beide umgebracht hat. Es beginnt ein atemloses Katz-und-Maus-Spiel, das kreuz und quer durch New York und Brooklyn führt und Vater und Sohn einander im Angesicht korrupter Polizisten, Schläger und Auftragskiller näher bringt.

 

Auch in seinem neuesten Film bleibt Liam Neeson dem Action-Thriller treu. Egal ob als Ex-Agent, Ex-Cop oder in diesem Fall als Ex-Auftragskiller, der 63-jährige überzeugt als gealterter, verbitterter und dem Alkohol verfallener Einzelgänger, dessen Alltag von Reue bestimmt ist und der mit allen Mitteln versucht, vor seinem Tod die Beziehung zu seiner Familie zu kitten. In «Run All Night» kämpft er um die Gunst seines Sohnes und tritt dafür Ed Harris entgegen, dessen ruhige, zurückhaltende Darstellung des Paten, die Kaltblütigkeit und Brutalität der Figur umso mehr unterstreicht.

 

Vater und Sohn auf der Flucht. 

 

Nach «Unknown» und «Non-Stop» ist «Run All Night» die dritte Zusammenarbeit Neesons mit dem spanischen Regisseur Jaume Collet-Serra. Herausgekommen ist dabei ein düsterer und rasanter Thriller, der das Genre zwar nicht gerade neu erfindet, aber den Zuschauer trotzdem mitreisst. Von Anfang an wird eine bedrückende, unheilvolle Atmosphäre etabliert, die als Grundton ständig mitschwingt und die schillernde Millionenmetropole New York mal wieder von einer beängstigenden, gefährlichen Seite zeigt. Allerdings sind die Kampfszenen, die rasant und effektvoll umgesetzt werden, immer etwas zu lang geraten und überladen die ganze Geschichte, ohne dramaturgisch etwas beizutragen und ermüden auf Dauer beim Zusehen. Abgesehen davon wurde die Story aber stimmig umgesetzt und bietet actionreiche Unterhaltung à la Hollywood.

 

Mit «Run All Night» liefert Regisseur Collet-Serra einen soliden Action-Thriller, der düster und packend inszeniert ist, wenig Neues bietet, aber Altbekanntes gekonnt umsetzt und mit einer starken Besetzung überzeugt.

 

  • Run All Night (USA 2015)
  • Regie: Jaume Collet-Serra
  • Darsteller: Liam Neeson, Ed Harris, Joel Kinnaman, Boyd Holbrook
  • Laufzeit: 114 Minuten
  • Kinostart: 16. April 2015   

 

 

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Sule Durmazkeser / Do, 16. Apr 2015