Naive Kulleraugen

Movie-Kritik: Big Eyes
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Im Verleih von Ascot Elite

Walter (Christopher Waltz, «Inglourious Basterds») und Margaret Keane (Amy Adams, «Enchanted») verbindet die Liebe zur Malerei. Während Margaret Kinder mit Kulleraugen gestaltet, fokussiert sich Walter auf Strassenszenen in Paris. In der Kunstwelt und beim Kunsthändler (Jason Schwartzman, «Rushmore») ankommen, tun keine der Werke, doch die «Normalos» finden Gefallen an Margarets «Big Eyes»-Bilder. Und da Margaret nicht das Verkaufstalent ihres Mannes besitzt, gibt sich Walter kurzerhand als der Erschaffer der Kulleraugenbilder aus. Das Ehepaar Keane feiert dadurch grosse Erfolge und verdient Millionen. Jedoch hat Margaret mit der Zeit genug vom stillen, einsamen Zimmerchen, in den sie die Bilder malt, während Walter den Ruhm einsackt. Die Fassade beginnt zu bröckeln.

 

Margaret umringt von ihren Kunstwerken. 

 

Filmbiografien sind eine heikle Angelegenheit, wenn sie - wie in diesem Fall - von einem Regisseur in Szene gesetzt werden, der lieber Fantasiewelten erschafft. Tim Burton («Sleepy Hollow») ist ein begeisterter Fan von Margaret Keanes Kunst. Deshalb scheint es auf den ersten Blick nicht abwegig, ihm die Geschichte anzuvertrauen. Doch wo reale Menschen dargestellt werden, ist der Hang zu Exzentrik eher nicht empfehlenswert. Burton gelingt es nicht ganz, beide Figuren einzufangen. Die wahren Motive sind irgendwo vergessen gegangen. Es ist nie ganz klar wie unschuldig Margaret ist und woraus Walters Skrupellosigkeit entstand. Statt durch diese Unklarheiten den Figuren Vielseitigkeit zu verleihen, entsteht das Gegenteil: Ferne. Die Figuren sind derart unnachvollziehbar, dass es schwierig wird Mitgefühl oder Interesse für sie zu verspüren. Dies liegt vielleicht aber auch am Typecasting von Christopher Waltz. Erneut spielt er einen zugleich charmanten, wie auch kranken Geist. Neu ist seine Darstellung nicht. Aber die Repetition von bereits Geleistetem gibt ihm Sicherheit. Amy Adams ist hingegen sichtlich verloren und gibt eine für ihre Verhältnisse eher schwache Leistung ab. So ist es einzig der Verriss der Kunstszene, der diesen Film sehenswert macht.

 

Verrückte Story um zwei verrückte Köpfe, die Schwachsinn malten und sich als grosse Künstler sahen.

 

 

  • Big Eyes (20015)
  • Regie: Tim Burton
  • Drehbuch: Scott Alexander, Larry Karaszewski
  • Besetzung: Amy Adams, Christopher Waltz, Jason Schwartzman, Danny Huston, Krysten Ritter
  • Laufzeit: 106 Minuten
  • Ab 23. April im Kino

 

 

Bild: Im Verleih von Ascot Elite. 

Tanja Lipak / Do, 23. Apr 2015