James McAvoy lässt sich in Trance versetzen

Movie-Kritik: Trance - Gefährliche Erinnerung
Trance - der neue Boyle
Bildquelle: 
Pathé Films AG

Es beginnt eigentlich ganz harmlos: Simon (James McAvoy, «X-Men: First Class», «Atonement»), ein Auktionator, erklärt dem Kino-Publikum ganz gelassen, wie sich die Welt im Kunsthandel verändert hat. Nämlich, dass die Sicherheitsvorkehrungen heute deutlich ausgereifter seien. Früher brauchten Diebe nur ein bisschen Mut und Fäuste und die Gemälde konnten ganz einfach aus den Auktionshäusern gestohlen werden. Heute brauche man zwar immer noch etwas Mut und im Notfall einige Fäuste, aber vor allem brauche man einen guten Plan.

 

Simon leidet an Gedächtnisverlust

 

Danach geht alles ganz schnell: Eine Gruppe von Dieben stürzt in den Raum, als «Flug der Hexen», Francisco de Goyas Ölgemälde von 1798, für knappe 25 Millionen Dollar versteigert wird. Sie werfen Rauchbomben in den Raum und Panik bricht unter den Gästen aus. Simon nimmt das Gemälde mit und packt es in eine Tasche, um es in den unterirdischen Safe zu bringen. Doch die Diebe halten ihn auf und er wird durch einen Schlag auf den Hinterkopf ausser Gefecht gesetzt.


Während Simon ins Krankenhaus gebracht wird, bringen die Diebe die Tasche in ihr Versteck. Franck (Vincent Cassel, «A Dangerous Method», «Black Swan»), der Anführer der Truppe, öffnet die Tasche und findet nur noch den Gemälderahmen vor. Nun haben sie ein neues Ziel: Simon suchen und aus ihm rausquetschen, wo er das Gemälde versteckt hat, denn der Plan war ein anderer. Doch Simon leidet an Amnesie und kann nicht sagen, wo das wertvolle Gemälde ist. Franck schäumt vor Wut und um Simon zum Reden zu bringen, werden ihm praktisch alle Fingernägel ausgerissen. Nachdem diese qualvolle Tortur nichts gebracht hat, verfolgt Franck eine neue Taktik und bringt ihn zur Hypnosetherapeutin Elizabeth. (Rosario Dawson, «Sin City», «Percy Jackson & the Olympians»). Diese bemerkt sofort, dass Simon etwas zu verbergen hat und nicht, wie er vorgibt, seinen Autoschlüssel sucht. Als er zu einer zweiten Sitzung auftaucht, kommt sie dem Geheimnis auf die Spur und will mit ins Team von Franck einsteigen.

 

Bild 1: Elizabeth zeigt Simon das Gemälde als Postkarte, um ihm zu beweisen, dass sie weiss, dass er dieses und nicht den Autoschlüssel sucht. / Bild 2: Simon hat Todesangst. Kann er sich nicht binnen weniger Tage erinnern, wo er das Gemälde versteckt hat, wird man ihn töten, da ist er sich sicher.

 

 

«Trance – Gefährliche Erinnerung» ist ein actiongeladener Thriller, der zeigt, wie beeinflussbar das menschliche Gehirn ist. Die ganze Story ist extrem wirr. Am Ende ist nicht ganz klar, was nun wirklich geschehen ist und was nur in den Köpfen der einzelnen Charaktere stattgefunden hat. Regisseur Danny Boyle («Slumdog Millionaire», «Transpotting - Neue Helden») spielt absichtlich mit dieser Verwirrung seiner Figuren und mit der des Publikums. Auffallend und nahezu perfekt wurden die Rollen verteilt: James McAvoy passt hervorragend als Simon. McAvoy gelingt es, die Wandlung, die sein Charakter durchmacht, realistisch und nachvollziehbar darzustellen.

 

Auch Boyle gibt im Interview mit Pathé Films zu, dass er von McAvoy überrascht war: «Ich dachte zunächst, dass er vielleicht ein bisschen zu jung war, doch als wir uns dann trafen, wurde die Sache spannend, weil die Rolle ihn älter aussehen liess.» Ebenfalls Vincent Cassel, der in diesem Film auch einiges durchmachen muss, zeigt sein hervorragendes schauspielerisches Können. Er schafft es sogar, dass man bis am Schluss Sympathie für den bösen Franck empfindet. Wunderschön, scheinbar skrupellos und berechnend findet man Rosario Dawson in «Trance» wieder. Sie beweist eindeutig, dass sie mehr kann, als nur schön aussehen. Sie steht ihren männlichen Kollegen auch wirklich in nichts nach, was die Präsenz und schauspielerische Leistung angeht.

 

Bild 1: Regisseur Danny Boyle hat sichtlich Spass bei der Arbeit am Set.  / Bild 2: Alle Schauspieler beweisen in diesem Film, dass sie auch schwierigen Rollen gewachsen sind (hier James McAvoy und Vincent Cassel).

 

 

Wer Psycho-Thriller mit sparsam dosierten, blutigen Szenen mag, sollte sich «Trance» nicht entgehen lassen. Jedoch muss man sich im Klaren sein, dass die Geschichte zu verworren ist, um verstanden zu werden. Dies scheint aber auch nicht der Sinn dieses Filmes zu sein. Es ist wohl eher so gedacht, dass man sich in Trance versetzen lässt und die Geschichte, so wie sie gerade daherkommt, wirken lässt.

 

 

 

  • Regie: Danny Boyle
  • Darsteller: James McAvoy, Vincent Cassel, Rosario Dawson
  • Drehbuch: Joe Ahearne
  • Dauer: 101 Minuten
  • Kinostart: 8. August 2013

 

Selina Berner / Mo, 05. Aug 2013