Elvis und Nixon

Movie-Kritik: Elvis und Nixon
Bildquelle: 
© Ascot Elite Entertainment Group.

Während Richard Nixons Amtszeit in den 60er-Jahren steht plötzlich Elvis Presley (Michael Shannon) persönlich vor dem Weissen Haus und fordert Einlass. Der King of Rock’n’Roll möchte als Undercover-Agent mit der Regierung gegen den Drogenkonsum der Jugendlichen kämpfen. Während zwei Mitarbeiter (Colin Hanks, Evan Peters) des Präsidenten von der Idee und den potentiellen Auswirkungen auf das Bild Nixons bei jüngeren Wählern angetan sind, ist Nixon (Kevin Spacey) selbst zuerst gar nicht begeistert. Aber da hat er noch nicht den berühmtesten Mann auf dem Erdball kennengelernt. So kommt es schlussendlich zum meisterfragten Bild der amerikanischen Geschichte: Ein Foto, das abgelichtet wurde an dem Tag, an dem Richard Nixon und Elvis Presley sich im Weissen Haus die Hand schüttelten.

 

Von Beginn an wird kein Hehl daraus gemacht, dass die historische Genauigkeit des Films  zweitrangig ist. Während das Bild, das als Grundlage dient, tatsächlich existiert, wird der Rest darum herum sehr fantasievoll umgesetzt. Das bedeutet in diesem Fall, dass der Film manchmal ironisch und lustig ist, manchmal aber auch ziemlich über das Ziel hinweg schiesst, scheinbar, damit gewisse Witze funktionieren können. Diese Momente gehen aber auf die Kosten der Figurenzeichnung.

 

 Zwei historische Personen planen: Elvis und Nixon. (© Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.)

 

Die beiden Hauptdarsteller zeigen sich von ihrer jeweiligen besten Seite. Kevin Spacey, dem die Rolle des Präsidenten nach vier Staffeln «House of Cards» bestimmt schon zur zweiten Haut geworden ist, bringt wie in der genannten Serie die nötige Gravität, schafft es aber nicht ganz, sich als Nixon genügend von Figur des Frank Underwood («House of Cards») zu distanzieren. Ähnlich wirkt Michael Shannon, obwohl er sich Mühe gibt und eine gute Präsenz zeigt, als würde er jemanden spielen, der Elvis spielt. Er ist aber der weniger irritierende der beiden, da er einen Elvis verkörpert, der in einer Identitätskrise steckt und daher wirklich nach dem echten Elvis hinter dem Produkt «Elvis» sucht.

 

Bei dieser Suche soll ihm sein Freund Jerry helfen, dargestellt von Alex Pettyfer, dem etwas Charisma fehlt. Ähnlich wie bei anderen Filmen die Ruhm und Erfolg auf Kosten von Identität untersuchen (z.B. «Get Him to the Greek»), forciert Elvis seinen Freund immer wieder von neuem in Situationen, in denen er sich zwischen dem Rockstar und seiner Verlobten entscheiden muss. Die Storyline wird nicht sehr subtil behandelt und unorganisch mit der Haupthandlung verbunden, sodass man nicht richtig mit den Nebenfiguren mitfühlt und lieber wieder zur Titelhandlung, Elvis und Nixon zurückkommen würde. Man identifiziert sich hingegen eher mit Elvis, der alles erreicht zu haben scheint und offensichtlich nicht genau weiss, wohin er mit sich soll, und trotz seines ganzen Erfolges doch nicht Macht über alle Bereiche des Lebens hat.

 

Ein passabler Schlechtwetterfilm, der amüsieren kann, ohne dass er einen lange beschäftigt.

 

  • Elvis & Nixon (USA 2016)
  • Regie: Liza Johnson 
  • Darsteller: Michael Shannon, Kevin Spacey, Luke Wilson, Kevin Connolly
  • Laufzeit: ca. 86 Minuten
  • Kinostart: 14. Juli 2016

 

 

Jonas Stetter / Mi, 13. Jul 2016