Blutige Schlagzeugstöcke

Movie-Kritik: Whiplash
Bildquelle: 
Im Verleih von Ascot Elite

Mit Professor Fletcher (J.K. Simmons, «Juno») legt sich kein Musik- Student an. Der talentierte Musiker hält nichts von sanfter Förderung, drängt er doch seine Schüler durch eine emotionale und körperliche Tour-de Force, bei der die Grenzen zwischen Drill und Missbrauch verschmelzen. Als er den jungen Schlagzeuger Andrew (Miles Teller, «The Spectacular Now») unter seine Fittiche nimmt, bildet er zum ersten Mal jemanden aus, der gleichermassen ehrgeizig ist und sich allen Schikanen von Fletcher  widerstandslos ausliefert. 

 

        Fletcher und sein Schützling schenken sich nicht. (Bild 2 mit Maus über Bild

        fahren)

 

«Whiplash» gewann 2014 sowohl den Publikums-, als auch den Jurypreis am renommierten Sundance Film Festival.  Für den jungen Filmemacher Damien Chazelle eine Routineangelegenheit, gewann er ein Jahr zuvor am gleichen Ort den Preis für den besten Kurzfilm, ebenfalls «Whiplash» genannt. Das zu Beginn als Langspielfilm geplante Werk konnte keine Finanzierung finden, weshalb Chazelle sich für den Umweg via Kurzfilm entschied. Die Mühe hat sich gelohnt, konnte der Film nun 3 Oscars am Sonntagabend mit nach Hause nehmen. Für den besten Nebendarsteller (J.K. Simmons) den besten Schnitt und den besten Ton. Alle Preise wohlverdient, den «Whiplash» gelang ein genialer Kunstgriff. Das Drama ist zynisch, brutal, actionbeladen, spannend, überraschend, moralisch grenzwertig und deshalb überaus faszinierend.  Und obendrauf handwerklich perfekt umgesetzt. Ein aussergewöhnliches Juwel mit einer aussergewöhnlichen Story, die nicht zu belehren versucht, sondern vielmehr Fragen stellt und zur Diskussion einlädt. Wie nah hängen Genie und Wahnsinn zusammen? Heiligt der Zweck die Mittel? Wie ähnlich sind sich Opfer und Täter? Philosophische und psychologische Fragestellungen werden schön verpackt in einer aufgeladenen Atmosphäre und einem Thriller par excellence.

 

Der Film lief letztes Jahr am Zurich Film Festival als Galapremiere und erhielt während (!) der Vorführung - mitten im Film - Standing Ovation. Keine Überraschung, den wer dieses Meisterwerk verpasst, tut sich selber keinen Gefallen. Kultstatus ist hier nämlich schon garantiert.

 

  • Whiplash (USA 2014)
  • Regie & Drehbuch: Damien Chazelle
  • Besetzung: Miles Teller, J.K. Simmons, Paul Reiser, Melissa Benoist
  • Dauer: 107 Minuten
  • Jetzt im Kino.
Tanja Lipak / Di, 24. Feb 2015