«Wir werden die Grössten sein, dann kommen auch die Mädchen»

Movie-Kritik: Als wir träumten
Bildquelle: 
Filmcoopi

Die wummernden Bässe von «A new error» von Moderat. Im geklauten Auto durch die einsamen Strassen Leipzigs. Mit seinen besten Freunden. Das Glück und die Freiheit in dem Augenblick sind förmlich zu spüren. In dem Moment scheint, nein, IST alles möglich. 

 

«Als wir träumten» von Andreas Dresen erzählt die Geschichte von Dani, Mark, Rico, Pitbull und Paul, die sich schon ein Leben lang kennen. Sie waren zusammen in der Grundschule und bei den Pionieren. Sie waren zusammen in der DDR. Die gibt’s nämlich nicht mehr. Mit dem Systemcrash von Ost und West scheint in Leipzig zugleich alles und nichts möglich zu sein.  

 

Die Freunde ziehen durch Leipzig.  

 

Die Fünf haben Träume, die zumindest versucht werden wollen. Von Mädchen träumen sie, von Freiheit und der eigenen Underground-Diskothek. Das dabei die eine oder andere Scheibe zu Bruch geht, das eine oder andere Auto geklaut oder geschrottet wird – who cares. Dass man da ab und an auf der Polizeiwache landet, ist egal. Hauptsache man war dabei.

 

Zumindest die Chance ist da.

 

Schnell und bestimmt erzählt Dresen (nach dem Roman von Clemens Meyer) von den Tagen oder Wochen oder Jahren in denen alles möglich schien. Bevor die Drogen und Nazis überhand nahmen, als das schönste Mädchen noch Sternchen hiess und Rico der grösste Boxer war. 

 

Mit der «Zeit in der alles möglich schien» ist vielleicht nicht einmal die spezifische Zeit nach der Wende gemeint, sondern einfach die Zeit im Stadium zwischen Kindheit und Erwachsensein. Die Zeit in der alles und zwar wirklich alles zumindest die Chance hat, vom Traum in die Wirklichkeit zu gelangen. 

 

Endstation Polizeistation. Kann schon mal passieren.  

 

«Als wir träumten» zieht einen in seinen Bann. Man versteht die Jungs und möchte sie gleichzeitig schütteln, um sie vor dem Ärger der an jeder Ecke wartet, zu schützen. Aber sie können vielleicht gar nicht geschützt werden. Am Ende findet jeder wohl oder übel seinen Weg, auch wenn die sich vielleicht nicht mehr kreuzen. Der Cast um Merlin Rose (u.a. Joel Basman, Rubi O. Fee, Marcel Heupermann, Frederic Haselon, Julius Nitschkow) spielt gekonnt und sehr echt. Es scheint als wüssten sie genau, wie das damals war und wie es ist, erwachsen zu werden, seine Träume zu leben oder zumindest dies zu versuchen. 

 

Ein Film mit Drive, Spannung, Witz  – kurz Sehenswert!

 

  • Als wir Träumten
  • Regie: Andreas Dresen
  • Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, 
  • Darsteller: Merlin Rose, Joel Basman, Rubi O. Fee, Marcel Heupermann, Frederic Haselon, Julius Nitschkow
  • Laufzeit: 117 Minuten
  • Kinostart: 2. April 2015

 

Bilder: Filmcoopi

Corinna Haag / Do, 02. Apr 2015