«Wir mögen innovative Musik, die uns herausfordert»

Interview mit David Taddeo (Vorstadt-Sounds)
Bildquelle: 
Facebook Vorstadt-Sounds-Festival

Obwohl es noch viel zu tun gibt, hat sich David Taddeo, der beim Vorstadt-Sounds-Festival für die Medien und die Programmgestaltung zuständig ist, Zeit genommen und mit Bäckstage über so wichtige Dinge wie die Finanzen oder den Fokus im Booking zu sprechen. Er erzählt aber auch, wieso eine Umwandlung in ein reines Open-Air scheiterte.

 

Wer organisiert das Festival? Seid ihr als Verein organisiert?

Ja. Der Verein «Vorstadt Sounds Festival Zürich» besteht aus jungen Musikschaffenden und kulturell engagierten Menschen, die alle ehrenamtlich tätig sind. Am Anlass können wir zudem auf die Mitarbeit von über 100 Helferinnen und Helfern zählen, ohne die das Festival nicht möglich wäre.

 

Das Programm der vergangenen Jahre liest sich wie ein Who-Is-Who der Schweizer Indieszene. Welchen Schwerpunkt legt ihr beim Booking?

 

Indie in allen erdenklichen Formen ist sicher einer der Schwerpunkte, neben Folk, Blues, Singer-Songwriter, Elektronika, Rock und Pop. Trotz diesem Fokus orientiert sich die Auswahl nicht primär an Stilmerkmalen, da versuchen wir, so offen als möglich zu bleiben – so hatten wir auch immer wieder Acts aus den Bereichen Funk, Soul, Ska, Hip Hop, Country oder Punk. 

Mehr als auf Stilgrenzen achten wir auf musikalische Qualität und Intensität – wir mögen innovative Musik, die uns überrascht, herausfordert und fasziniert. Natürlich muss man hier teilweise Kompromisse machen, aber wir versuchen schon, diesem Grundsatz jedes Jahr so gerecht als möglich zu werden.

 

Bild 1: Ein kühles Blondes im Festival-Becher gehört mit dazu. / Bild 2: Wer da wohl gleich die Bühne betritt? 

 

Kannst du ungefähr abschätzen, wie viele Arbeitsstunden für das Vorstadt Sounds Festival eingesetzt werden?

 

Auf jeden Fall eine ganze Menge! In gewissen Ressorts wird in den drei bis vier Monaten vor dem Festival bestimmt ein 40-50%-Pensum geleistet. Genauere Zahlen kann ich dir aber leider nicht nennen.

 

Gibt es oder gab es in der Vergangenheit besondere Schwierigkeiten, die ihr umgehen musstet? Zum Beispiel Lärmbeschwerden, Finanzen usw.

 

Die Finanzen sind immer ein leidiges Thema bei kulturellen Veranstaltungen. Mittlerweile sind wir einigermassen etabliert und weisen eine stabile Finanzierung auf. Es gab aber schon Jahre, wo wir froh waren um eine Defizitgarantie.

 

Zudem wollten wir vor zwei Jahren das Festival an einem anderen Ort im Kreis 9 und komplett als Openair durchführen. Leider vergeben die Behörden öffentlichen Grund nur sehr selten für Anlässe dieser Art, vor allem bei einem zweitägigen Festival mit Live-Konzerten und ohne die Unterstützung des Quartiervereins. Mittlerweile sind wir aber auch mit dem ursprünglichen Veranstaltungsort ganz zufrieden.

 

Ihr werdet von der Stadt Zürich unterstützt. Wie schwierig ist es, Gelder zugesprochen zu bekommen, wenn man in Zürich einen Kulturanlass veranstalten will? 

Unserer Erfahrung nach: eher schwieriger. Natürlich kommt es auf die Art des Kulturanlasses an. Neue, innovative Konzepte haben es wahrscheinlich ein wenig einfacher; da das Vorstadt Sounds bereits seit 12 Jahren gut funktioniert, sind wir teilweise mit der Haltung konfrontiert, dass wir gar keine zusätzliche Förderung nötig haben. 

Trotzdem werden wir versuchen, in den kommenden Jahren unsere Anstrengungen im Bereich der Fördergelder zu intensivieren, um uns als Anlass vor allem qualitativ weiterentwickeln zu können.

 

Ist die Szene in Zürich nicht etwas gesättigt?

 

Mittlerweile ist schon eine gewisse Sättigung erreicht. Von einem Überangebot würde ich aber keineswegs sprechen. Im Non-Profit-Bereich konnten sich in den letzten fünf bis zehn Jahren neben dem Vorstadt Sounds einige Musik-Festivals auf Stadtgebiet etablieren, allen voran natürlich das Stolze Openair, aber auch die Openairs in Wipkingen, Wollishofen und auf der Werdinsel. Diese Anlässe können auf ein treues und begeistertes Publikum zählen und in meiner Wahrnehmung nimmt das Interesse immer noch eher zu als ab.

 

Diese Non-Profit-Veranstaltungen, die ja oft auch gratis sind, bilden einen enorm wichtigen Gegenpol zu der Vielzahl von sehr kommerziell ausgerichteten Veranstaltungen; sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Musikszene in Zürich und auch zum kulturellen Angebot in den Quartieren und könnten deshalb gerne noch zahlreicher sein als es momentan der Fall ist.

 

Bild 1: Die Gitarre ist aus der Musik kaum wegzudenken. / Bild 2: Ein Teil des Geländes von oben.  

 

Wie lange bist du schon am Vorstadt Sounds beteiligt?

 

Mittlerweile seit acht Jahren.

 

Hast du eine kleine Anekdote, die du mit uns teilen würdest? Ist dir etwas besonders in Erinnerung geblieben?

 

Oh, in Erinnerung geblieben ist mir vieles. Ich würde da aber nicht ein einzelnes Erlebnis hervorheben. Vielmehr gibt es halt immer wieder diese magischen Momente, sei es im Team, beim Aufbau oder an den Konzerten, die einem für den grossen Aufwand mehr als entschädigen.

 

Danke für den interessanten Einblick hinter die Kulissen und viel Erfolg mit dem Vorstadt-Sounds 2012.  

 

 

Bildquelle: Festival-Webseite

Patrick Holenstein / Sa, 12. Mai 2012