«Wir lieben Berlin!»

Interview: Luke Ferris von der Band ME
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Pressebild / https://www.facebook.com/metheband

Bestens gelaunt setzte sich der Luke Ferris, der Sänger der australischen Band ME, mit Bäckstage in den Backstage-Bereich und plauderte über die Bandgeschichte, verriet, wieso die Band aktuell in Berlin lebt, und weshalb die Deutschen ein dankbares Publikum sind.

 

 

Luke, bitte erkläre mir euren Bandnamen. Was ist ME oder welche Bedeutung hat der Name?

 

ME ging aus einer sehr langen Liste von Namen hervor, als wir einen Bandnamen gesucht haben. Wir mögen sehr kurze und eigenartige. Daher passt der Name schon. Wir haben jedoch nicht realisiert, wie schwierig es ist, im Internet danach zu suchen. Dies wurde uns erst zwei oder drei Wochen später bewusst. Aber wir mögen alle den Namen so sehr, dass es uns egal war.

 

Zählst du noch, wie oft du den Namen bereits erklären musstest?

 

Ich habe aufgehört zu zählen! (Lacht).

 

Wie würdest du die Musik von ME jemandem, der keine Ahnung von ME hat, in einem Satz beschreiben?

 

Wir werden als Theatrical-Rock bezeichnet. Es ist grosser, epischer Rock mit vielen Harmonien und auf den Aufnahmen haben wir oft orchestrale Elemente und Chöre.

 

Ihr kommt ursprünglich aus Australien, seid jedoch nach London gezogen …

 

Ja, genau. Wir sind vor zwei Jahren nach London gezogen und lebten dort für rund eineinhalb Jahre. Wir wurden vom englischen Independent Label Lizard King Records unter Vertrag genommen (Anm. der Redaktion: The Killers und Santigold schafften auf diesem Label ihren grossen Durchbruch). Es ist ein grossartiges Label und wirklich unterstützend und überzeugend. Es klappte alles sehr gut, wir zogen nach England und nahmen dort Ende 2011 unser erstes Album auf. Im Jahr 2012 lebten wir in London, waren jedoch die ganze Zeit auf Tour in ganz Grossbritannien – ein paar Shows haben wir zwar auch im Rest von Europa gespielt, der Fokus lag aber auf dem Königreich. Wir haben wohl mehr von der Insel gesehen als die meisten, die dort leben.

 

Und jetzt lebt ihr in Berlin. Was war der Grund dafür?

 

Es boten sich viele Chancen für uns in Europa. Es war gut, dass wir die Zeit in der UK hatten, und wir konnten eine grosse Fanbasis aufbauen. Jedoch boten sich plötzlich auch Möglichkeiten in Deutschland und in anderen Teilen von Europa. Berlin ist eine grossartige Stadt – ich war zuvor nur einmal dort. Aber wir wurden in Deutschland oft im Radio gespielt, hatten einen guten Booker und Management hier, weshalb wir uns entschieden, nach Berlin zu ziehen. Es ist eine sehr kreative Stadt, sehr billig zum Leben, gerade im Vergleich zu London, nach dem es dort so teuer war, und bisher läuft alles super. Wir hoffen noch eine Zeit lang dort zu bleiben und wollen nicht wirklich nach Hause – wir lieben Berlin!

 

Was ist der Unterschied zwischen Europa und Australien? Ist Europa auch offener für eure Musik?

 

Ein bisschen, aber wir hatten auch gute Rückmeldungen in Australien. Jedoch leben in Australien nur 20 Millionen Menschen und Europa ist viel grösser, weshalb es einfacher ist ein grosses Publikum anzulocken. Man muss nicht so weit reisen und es hat eine tolle Musikszene hier. Natürlich gibt es auch in Australien grossartige Bands, jedoch sind es am Ende nur ein paar wenige. Wir hatten die Chance, hierher zu kommen und packten sie.

 

Mit den Smashing Pumpkins bin ich aufgewachsen. Wegen ihnen habe ich angefangen Gitarre zu spielen.  

 

 

Vermisst ihr manchmal das Leben in Australien und eure Freunde?

 

Ein wenig, aber wir haben viele neue Freunde gefunden, es ist alles neu und aufregend für uns. Natürlich vermissen wir unsere Familien ein wenig und die guten Freunde in Melbourne und Brisbane, woher ich komme. Aber dank dem Internet und Facebook oder Skype kann man in Kontakt bleiben. Einmal im Jahr gehen wir auch zurück nach Australien. Ende des letzten Jahres spielten einige grosse Festivals in Australien und konnten so Zeit mit denjenigen verbringen, die wir mögen. Danach kamen wir wieder hierher zurück, um das Band-Ding durchzuziehen, was fantastisch ist.

 

Eure Musik wirkt wie ein Musical mit den dramatischen und theatralischen Musical-Elementen. Habt ihr oft East End Musicals besucht während eurer Zeit in London?

 

Ich war zu arm dazu. Ich schaute zwar eine Show, jedoch war die nicht wirklich gut. Aber ich war immer ein Fan von Musicals, was sich natürlich auch in unserer Musik widerspiegelt, mit den grossen Refrains und Sounds und es hatte auch einen Einfluss auf mein Songwriting. In London haben wir jedoch nicht allzu viel geschrieben. Als wir nach Berlin gezogen sind, haben wir wieder viel mehr geschrieben. 

 

Wenn du dich als Musical-Charakter beschreiben müsstest, wer wäre das?

 

Vielleicht Peter Pan, aber das ist ja nicht wirklich ein Musical-Charakter – auf jeden Fall nicht Sweeney Todd!

 

Wie hat dir euer Konzert hier am Southside Festival gefallen?

 

Es war grossartig und unglaublich. Festivals wie dieses zu spielen ist eine tolle Erfahrung und wir haben immer eine gute Zeit. Die Leute in Deutschland sind sehr begeisterungsfähig und mögen Live-Musik. Und wir lieben es, live zu spielen. Es geht also Hand in Hand, dass alle eine gute Zeit haben.

 

Werdet ihr auch Zeit haben, einige Konzerte anzuschauen?

 

Wir reisten bereits gestern an und schauten die Konzerte der Smashing Pumpkins und der Queens Of The Stone Age. Beide Konzerte waren super. In letzter Zeit haben wir viel QOTSA gehört und ich wuchs mit den Smashing Pumpkins auf, wegen ihnen habe ich angefangen Rockgitarre zu spielen und da ich sie bisher erst einmal gesehen habe, war es schön, die Band mal an einem Festival zu sehen. Heute müssen wir jedoch nach Norden fahren, ans Hurricane Festival, und haben somit eine rund neunstündige Fahrt vor uns. Ich hätte sehr gerne noch Portishead und Sigur Ròs geschaut.

 

Wann haben wir die Chance, euch mal in der Schweiz zu sehen?

 

Wir kommen auf jeden Fall wieder in die Schweiz – hoffentlich oft in diesem Jahr, jedoch ist momentan noch nichts gebucht. Für uns ist die Schweiz ja sehr nahe, zumindest im Vergleich zu Australien. Da sind wir von Konzert zu Konzert rund 13 Stunden gefahren. Es wäre ja bloss eine rund neunstündige Fahrt mit dem Van in die Schweiz. Wir hoffen also schon sehr bald wieder in der Schweiz zu spielen.

 

ME - «Like A Fox»

 

 

Hansjürg Stämpfli / Di, 02. Jul 2013