Zur Plattentaufe ein Banjo

Konzertkritik: Anna Kaenzig im Moods
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Pressebild /www.annakaenzig.ch / © Ornella Cacace

Mit «Slideshow Season» ist Anna Kaenzig nicht nur ein wunderbar harmonisches Album gelungen, sondern auch gleich der Chart-Einstieg. Platz 21! Sie hätte früher selbst die Charts gehört und die Lieder auf Kassette aufgenommen, erzählt Anna im Laufe der Plattentaufe am Mittwochabend im Moods. Und nicht nur in den Charts ist die 28-jährige Zürcherin präsent, sondern auch in den Köpfen der Menschen. Das Moods ist nämlich bis auf den letzten Platz ausverkauft. 

 

Es wird ein gemütliches Konzert. Anna Kaenzig ist nicht die grosse Rocksängerin, ein wildes auf der Bühne Herumspringen erwartet man bei ihr keineswegs und Rock-Hymnen würden gar nicht zu ihr passen. Annas Steckenpferd sind der Jazz und vor allem der Folk, den sie als ihre Musik bezeichnet. Aber eigentlich hat Anna im Moods andere Sorgen. Wie tauft man eine Platte? «Champagner drüber leere, chan schief gah», erzählt sie aus Erfahrung. Also wird die CD mit einem spontanen Wurf ins Publikum getauft und ein glücklicher Fänger ist jetzt im Besitz der CD. Anna ist bestens gelaunt und, wie sie zugibt, sehr nervös. 

 

Zwei «Psst»-Rufe reichten

 

Wobei davon wohl nur Anna selbst etwas merkt, denn ihre Stimme ist gewohnt fest und versiert, kein Anzeichen von Unsicherheit ist zu hören. Im Gegenteil, man gewinnt den Eindruck, dass Anna sich auf der Bühne pudelwohl fühlt. Und sie hat Mut. Wer gelegentlich in Zürich an Konzerten ist, weiss, die Leute können nicht still sein. Und doch tritt Anna zu Beginn ganz alleine auf die Bühne und eröffnet die Plattentaufe. Ein, zwei «Psst»-Rufe braucht es zwar noch, dann aber lauscht ihr das gesamte Moods. 

 

«More Than Just A Sound» funktioniert als Opener prächtig. Während sich die Band von Beginn weg als eingespieltes Team zeigt, flimmern im Hintergrund Familienbilder über einen Screen. Kinder, die spielen, prächtige Landschaften oder Schwarzweiss-Bilder von Autos. Schon früh holt sich Anna den ersten Gast auf die Bühne. Der englische Songwriter Gus MacGregor singt mit ihr das Duett «Left To Right“, das auch auf «Slideshow Seasons» zu finden ist. Die beiden Stimmen harmonieren bestens und erstmals wird deutlich, dass Anna sich gesanglich seit dem ersten Album gesteigert hat. Im Laufe des Abends bittet Anna weitere Gäste auf die Bühne. James Gruntz singt mit ihr genauso wie Myrto, die für Anna während der Produktion von «Slideshow Season» in vielerlei Hinsicht eine Stütze war. 

 

Als letzten Gast hat Anna Tom Bodenmann eingeladen. Das erste Mal tritt er bei «Reason To Stay» in Erscheinung. Für die Plattentaufe war Anna auf der Suche nach einem Banjo und Tom hat sich gemeldet. Die Entscheidung passt zum entspannten Folk, der den Abend dominiert, und bei der Zugabe verleiht das Banjo «In Your Hands» nochmals neue Facetten. Als sich zum Schluss die Akteuere des Abends verneigen, stehen neun Musiker auf der Bühne. Doch Schluss ist noch nicht. Anna stellt sich erneut alleine ans Mikrofon und lässt den Abend genauso harmonisch ausklingen, wie sie ihn eröffnet hat.

Patrick Holenstein / Do, 21. Feb 2013