Lateinamerikanische Lebensfreude im Moods

Konzertkritik: La Yengo und Kumbia Boruka
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Plattencover / © La Yengo

Derzeit werden wir von reichlich Sonne verwöhnt, was in den allermeisten Fällen gute Laune und Lebensfreude verursacht. Am Samstag gab es eine Möglichkeit, das Gute-Laune-Gefühl zusätzlich zu verstärken: Man musste nur das Zürcher Moods besuchen. Dort fanden nämlich zwei aussergewöhnliche Cumbia-Konzerte statt.

 

Den Auftakt machte die achtköpfige Band Kumbia Boruka aus Mexiko. Die Musiker schafften durch ihre authentische Interaktion mit dem Publikum sofort eine heitere Stimmung. Die Leidenschaft an ihrer «Nueva Cumbia» war ihnen anzusehen, die Freude schwappte augenblicklich auf’s Publikum über. Da blieben keine zwei Füsse still. Durch lautstarke und nicht enden wollende «otra»-Rufe, was so viel wie «noch eines» heisst, wurden die Musiker kaum von der Bühne gelassen. So viel Lebensfreude und tanzbare Rhythmen steckten an.

 

Danach ging es extravagant und bunt weiter. Die Sängerin La Yegros tauchte im knallbunten, federnbesetzten Kostüm auf. Mit dabei war ein Plastikvogel auf ihren Schultern, der zeitweise beinahe unter ihrem buschigen Haar verschwand. Die Erscheinung der studierten Musikerin, die früher mit einer Tanz- und Theatergruppe auf Tournee war, beeindruckte definitiv. Aber leider vermochte die vierköpfige Band die Stimmung nicht zu halten. Es wurden vorwiegend langsamere und unbekanntere Songs gespielt, worauf der Saal sich deutlich leerte. Etwas Schwerfälliges lag in der Luft. Wer aber blieb und die Durststrecke aushielt, wurde belohnt. Je später die Stunde, desto mehr drehte die Band auf und wickelte die Zuschauer mit indianischen Flöten- und Trommelklängen um die Finger. Nebst den neuen Stücken wurden gegen Ende auch Hits wie «Viene de mi» oder «Chicha roja» ausgepackt. Und nun gab es beim Publikum kein Halten mehr. Die Argentinierin vermischte Cumbia gekonnt mit elektrischen Rhythmen, sodass der Sound zeitweise an «Gotan Project» erinnerte. An anderen Stellen hingegen trugen die Musiker Masken und man hatte das Gefühl, einem schamanischen Ritual beizuwohnen. Voller Mystik und Zauber. Zentrale Elemente waren zudem weitläufige Trommelsequenzen, rudimentäre Flötenmelodien, Akkordeonklänge und die teilweise näselnd klingende Stimme der «Queen of Nu Cumbia». Auch jamaikanischer Dancehall, lateinamerikanische Folklore oder Rap fanden sich in den Songs wieder. Ohne Frage ein besonders buntes Paket für Augen und Ohren. 

 

La Yegros präsentierte ihr neues Album «Suelta», was «loslassen» bedeutet. Fragt sich, was es hier loszulassen gibt. Vielleicht die Vorstellung darüber, wie Cumbia zu klingen hat? Ihre Musik ist auf alle Fälle einzigartig und teilweise gar etwas befremdlich. Aber ein achtsames und unvoreingenommenes Zuhören lohnt sich definitiv.

 

Kumbia Boruka aus Mexiko und La Yegros aus Argentinien verzauberten das Moods mit ihren lebensfrohen und teils extravaganten Cumbia-Rhythmen. Augen, Ohren und Füsse wurden mit einer gehörigen Portion an tanzbarer Musik verköstigt.

 

Katja Nosswitz / Di, 23. Apr 2019