Summer Sounds im Kaufleuten: Biggles und Evelinn Trouble

Konzertkritik: Biggles und Evelinn Trouble
Bildquelle: 
N. Di Gregorio

Im Europapark gibt es ein Dinokarussell. Dinobaby-förmige Wagen drehen sich dabei in gemächlichem Tempo um eine Dinomama-Figur. Als Fahrgast kann man entspannt seinen Gedanken nachhängen, während man seine Runden dreht.

 

Traut man sich anschliessend auf die Euro-Mir Achterbahn, bei der man mit Tempo 80 in kreiselnden Gondeln in die Tiefe stürzt, schiesst einem der Adrenalinpegel in die Höhe und das Herz in die Hose.

Ein starker Kontrast.

 

So ähnlich erging es mir gestern am Summer Sounds im Kaufleuten.

Fast scheint es, als wurde das Line Up dieses Abends mit Absicht auf einen Karussell-Achterbahn-Kontrast-Effekt zusammengestellt.

 

Auf Biggles, der mit seiner gefühlvollen Musik das Publikum einlullte, folgte Evelinn Trouble, die mit schweren Geschützen einfuhr.

 

Beim ersten Konzert tunte ich mich mit jedem Song mehr ein in die Klangwelt von Biggles. Eine wunderbar verträumte Welt, gefühlvoll und manchmal sogar romantisch, jedoch nie cheesy. Biggles schaffte es meisterhaft, das Publikum durch ein Wechselbad der Gefühle zu führen, aber dabei in keiner Sekunde ins Kitschige zu kippen. Das Publikum genoss vielschichtige Songs die das Herz berührten. Ohne viele Worte kam die Band sehr sympathisch rüber.

Einer der Höhepunkte des Konzerts - weil gänsehautmässig performed - war sicherlich „Your Vengeance Will Be Sweet“, ein Track aus dem neuen Album „Cloudspeaker“, das am 24. August erscheinen wird. 

 

Mit dem Auftakt des zweiten Konzerts des Abends wurde man schlagartig wachgerüttelt. Der Sound mochte auf den ersten Eindruck schräg und laut erscheinen, was möglicherweise auch an den grosszügig (zu grosszügig?) eingesetzten Halleffekten liegen konnte, bei genauerem Hinhören erkannte man aber die Virtuosität der Truppe. Bei Evelinn Trouble fiel sofort ihre phantastische Stimme auf. Die Sängerin setzte diese überaus vielfältig ein und zog mühelos alle Register von kristallklar, über stark und fordernd, bis zu zuckersüss. Der Sound überzeugte durch Einfallsreichtum und Intensität. Besonders gelungen war das Cover von Chris Isaaks „Wicked Game“. 

 

Der Abend wird mir als kontrastreiche Berg- und Talfahrt durch vielfältige Soundwelten in guter Erinnerung bleiben.

Noemi Di Gregorio / Fr, 17. Aug 2012