Stress taucht ins Publikum bei Touch The Mountains

Festivalkritik: Touch The Mountains 2020
Bildquelle: 
Bäckstage / © Lisa Gosteli

«Wir haben euch noch nie so springen gesehen an unseren Konzerten», lobten Lo&Leduc, waren sich aber wie vorher schon Stress und die Halunken nicht sicher, ob es wirklich nur an Ihren Performances lag oder doch die Eiseskälte das Publikum in Bewegung brachte.

 

Die 16. Ausgabe des Touch The Mountains in Interlaken startete am frühen Neujahr-Nachmittag bereits energiegeladen mit Stress. Warm eingepackt in einer Daunenjacke, die jedoch schon bald hinter der Bühne landete. Da Körper an Körper bekanntlich auch Wärme erzeugen, begab sich Stress zu den privilegierten Zuschauern, wie er das Publikum im Golden Circle nannte und startete einen Moshpit. Allgemein zeigte Stress sich sehr publikumsnah, die offene Kommunikation mit den Fans zwischen seinen Songs wie «Elle» und «R.A.F.» macht den 42-Jährigen noch sympathischer. Offen spricht er über seine Depressionen und macht auch aus seinen vergangenen Selbstmordgedanken kein Geheimnis. Ein wichtiges Thema in der heutigen Zeit, welches noch viel zu oft ein Tabu ist und somit für Betroffene noch schwerer.
Für den Song «Libéré» besuchte Stress mit seiner Backroundsängerin Karolyn die Zuschauer hinter dem ausverkauften Golden Circle. Ausserhalb dieses Bereiches ist das Touch The Mountains kostenlos.

 

Fotos: Bäckstage / © Lisa Gosteli

 

Anja und Christian Häni mit ihren Musikern alias die Halunken starteten als nächstes auf der Bühne. Für die Berner ging es quasi mit Heimvorteil in ihr 10-jähriges Jubiläumsjahr. Christian wuchs einige Jahr in Lauterbrunnen auf und gründete dort auch die Band Scream, die sich 2009 trennte. Mit dem Titelsong des letzten Albums, das komplett auf dem nahegelegenen Schilthorn produziert wurde, «Ds Läbe isch e Ponyhof», wird einem gezeigt, dass es im Leben nicht immer so schlecht ist wie man meint, nur eben «mängisch tuet dis Pony doof». Weiter ging’s mit «Schiffbruch» aus dem Jahr 2015, welches ursprünglich mit Büne Huber aufgenommen wurde. Etwas später wagten auch Anja und Christian das Bad in der Menge, in Gedenken an Polo Hofer und Hanery Amman spielten sie «Rote Wy», was beim grössenteils heimischen Publikum sehr willkommen war.

 

Last but not least, um kurz nach 18 Uhr stiegen Lo&Leduc auf die kleine Bühne inmitten Interlakens, vor der sich inzwischen rund 28‘000 Zuschauer zum Feiern zusammengefunden hatten. Die beiden freuten sich mit ihrer Band über das bewegungsfreudige Publikum und hatten nebst ihren Songs auch die ein oder andere witzige Anekdote im Gepäck. Wie zum Beispiel, wieso Skischulen und die dazu gehörenden Skirennen auch hin und wieder Enttäuschungen bringen, denn wenn die Rangliste verlesen wird, kann die Enttäuschung umso grösser sein, wenn die Hoffnung gross war. Ein spontaner Freestyle-Rap, zusammengereimt aus einigen Wörtern aus dem Publikum sowie natürlich ihr Nummer 1-Song «079…» brachten durchgehend Stimmung.

 

Aber nicht nur musikalisch hatte das Touch The Mountains für jeden was zu bieten, die Höhenstrasse an der Höhenmatte war gesäumt von diversen Essens- und Getränkeständen. Es ist anzunehmen, dass der Glühwein der flüssige Renner des Tages war. Pünktlich um 19 Uhr 45 startete das grosse Feuerwerk, musikalisch begleitet von lauter James Bond-Songs.

 

Ein gelungener Musikalischer Start ins neue Jahr.

 

Lisa Gosteli / So, 05. Jan 2020