Rotz & Wasser - OI!, OI!, OI!-Punk in der Musigburg!

Konzertkritik: Rotz und Wasser
Bildquelle: 
Bandfoto von Facebook der Band / © Rotz & Wasser

Wie kann man wohl einen Samstag ordentlicher verbringen, als an ein gepflegtes, teilweise witziges OI!-Punkkonzert zu gehen? Dieses Konzert war Pflicht für jeden Fan des gepflegten OI!-Punks.

 

Einige werden sich wohl fragen, was der Unterschied zwischen OI!-Punk und normalen Deutsch-Punk ist? OI!-Punk ist ein Genre für die Arbeiterklasse, die Mitte der 70er-Jahre ihren Ursprung hat. Dies insbesondere, weil die Jugend eine Musikrichtung wollte, die nicht kommerziell ist. Auch nach vier Jahrzenten bleibt dies der Fall. OI!-Punks sind oft unpolitisch. Sie wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden. Dass dieses Genre nicht kommerziell ist, sah man auch gut am Samstag. Nur wahre Fans der Stilrichtung fanden den Weg in die Musigburg. Zwei wahre Szenegrössen des Deutschen OI!‘s waren zu Besuch. Einerseits die im Jahre 2003 gegründeten Brandenburger Durstige Nachbarn und andererseits die 2006 gegründete hamburger Band Rotz & Wasser.

 

Kurz nach 21 Uhr betrat Durstige Nachbarn die Bühne. Bis anhin war das Publikum sehr verhalten, das änderte sich rapide. Da eine mässige Anzahl Zuschauer den Weg in die Musigburg fand, blieb genug Platz um zu geniessen, feiern und zu saufen.

Mit neuem Album «Fickt Euch» im Gepäck, gab es gehörig was auf die Ohren. Ein paar wenige veranstalteten einen Pit, der sehr vorbildlich war. Wenn man ein wenig härter angegangen wurde, gab es keinen Streit wie bei anderen Konzerten. Man umarmte sich eher, trank noch ein Bier und das Fest konnte weitergehen. Richtig schön, sowas zu beobachten. Die Akzeptanz unter den Zuschauern war schön, egal ob in der Szene heimisch oder nicht, man wurde akzeptiert.

Über die Show gibt es eigentlich nicht allzu viel zu berichten. Es war mehr als eine solide Show. Eine Band, die nicht viel quatscht und den Wert mehr auf die Musik legt. Sowas wünscht man sich auch.

 

Allerdings sah das bei Rotz & Wasser ein wenig anders aus. Eine Band, die sich wohl selber nicht ganz ernst nimmt. Das verriet schon ihr Banner. Da stand «Ein Kackbanner für eine Kackband». Am Auftritt sah liess sich leicht ableiten, wie wenig ernst sie sich nehmen. Bei einem Technobeat wedelten die Jungs wie besoffene Roboter mit ihren Armen. Das Licht in der Musigburg musste grell gewesen sein, da praktisch jeder der Jungs eine Sonnenbrille trug. Das feierwütige Publikum skandierte bei den Jungs immer wieder «Wir sind aus Hamburg und nicht Italien, wir haben die allergrössten Genitalien» und das zog sich durch den Abend. Solide, stark und witzig war der Auftritt. Beim Song «Ann Cathrin aus Berlin» oder abgekürzt ACAB grölten die Zuschauer mit. Für ACAB gibt es natürlich viele alternative Interpretationen wie all cats are beautiful oder 1312.

 

Durstige Nachbarn sowie Rotz & Wasser sorgten für einen gelungenen Abend in einer geilen Location, mit feierwütigen Zuschauern. Wie es das Genre halt voraussetzt.

 

Lars Müller / Fr, 12. Apr 2019