Rockshow mit Gänsehautmomenten

Konzertkritik: Alter Bridge im Hallenstadion
Bildquelle: 
www.alterbridge.com

Alle Augen waren auf Myles Kennedy gerichtet, als er nur von seiner Gitarre begleitet die ersten Töne von «Watch Over You» anstimmte, und nach einigen Takten Lzzy Hale auf die Bühne holte, um im Duett weiterzumachen. Es war einer der vielen Momente, die den Zuschauern pure Gänsehaut bereiteten.

 

Trotz Gänsehaut war das Konzert im halbierten Zürcher Hallenstadion vor allem eines – laut. Tatsächlich war es das erste Konzert, bei dem ich für ein paar Sekunden Ohrstöpsel benutzen musste, und meine Ohren sind sich einiges gewohnt. Leider war es anfangs so laut, dass die Stimme von Myles Kennedy neben den Instrumenten etwas unterging. Dank gutem Tontechniker war dies jedoch nach zwei Liedern behoben.

 

Alter Bridge präsentierten einen abwechslungsreichen Mix aus älteren Werken und Songs aus dem im September erschienenen Album «Fortress». Dabei konnte nicht nur Myles Kennedy seine unverkennbare Stimme zeigen – im Song «Waters Rising» bewies wie auch auf dem Album Gitarrist Mark Tremonti sein Gesangtalent. Seine tiefe Stimme bildete dabei eine erfrischende Abwechslung zu Kennedys eher hohen Stimmlage. Neben den Gesangsparts sorgten aber auch zahlreiche Soli für eine grossartige Rockshow.

 

Ein Solo ist es auch, was dem Publikum wahrscheinlich besonders bei der amerikanischen Vorband Halestorm aufgefallen ist – nämlich jenes des Schlagzeugers Arejay Hale. Drum-Soli sind schon selten genug, und Hale versteht es, damit ein ganzes Publikum geschlagene 5 Minuten zu unterhalten und zu begeistern. Mit Sprüngen, Drumstick-Saltos und Humor unterstrich er sein zweifelloses Talent. Auch sonst kam die Vorband gut bei den Konzertbesuchern an – besonders Sängerin Lzzy Hale, bauchfrei und in High Heels, beim vorwiegend männlichen Publikum (Die Schlage vor dem Männerklo war tatsächlich länger als bei den Frauen).

 

Nach über eineinhalb Stunden Spielzeit von Alter Bridge blieben dem Publikum vor allem die Erinnerungen an eine grosse musikalische Leistung, aber auch an eine sehr sympathische und publikumsnahe Band. «Wir haben gesehen, dass einige beim Crowd-Surfing auf den Kopf gefallen sind, bitte passt auf dabei, wir wollen keine Verletzten», wendete sich Myles Kennedy zum Beispiel einmal ans risikofreudige Publikum. Und genau diese freundliche und ruhige Art ist es, was ein Alter-Bridge-Konzert auch einzigartig und erlebenswert macht. 

Seraina Schöpfer / Mo, 11. Nov 2013