Robbie Williams machte sich in Zürich zum Affen

Robbie Williams @ Hallenstadion, Zürich
Robbie Williams
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Robbie Williams polarisiert wie kaum ein anderer Sänger der jüngeren Musikgeschichte. Die einen tun ihn schlicht als Schnulzensänger und einstiges Mitglied der britischen Boy-Band Take That ab, andere schmelzen bei seinem Anblick förmlich dahin. Doch die Show, die der 40-jährige am Montag im Zürcher Hallenstadion ablieferte, war schlicht atemberaubend und auf ganz hohem Niveau – ohne Wenn und Aber.

 

Erstmals überhaupt machte der britische Superstar mit einem Swing-Programm Halt in der Schweiz. «Swings Both Ways» nahm das Publikum mit auf eine Reise zurück in die 20er- und 30er-Jahre. Das zeigte sich auch in der Bühnengestaltung. Das dreistöckige, goldene Konstrukt war einer Mischung aus Ballsaal und glamourösem Varieté nachempfunden.

 

Robbie machte sich zum Affen

 

Fein rausgeputzt betrat Robbie Williams im Frack und mit aufpolierten schwarzen Lackschuhen in einen weissen Nebel gehüllt die Bühne und eröffnete die aus zwei Akten bestehende Revue-Show. Während zwei Stunden huldigte er Show-Grössen wie Dean Martin und Frank Sinatra mit Songs wie «That’s Amore», «High Hopes» und «My Way» und sorgte für so manchen nostalgischen Gänsehautmoment.

 

Wer Robbie kennt, weiss, dass Bescheidenheit nicht gerade zu seinen Stärken zählt. Doch mal ehrlich, die wäre bei solch einem Auftritt auch fast schon fehl am Platz gewesen. Trotzdem gab es einige Momente, in denen man schlicht nicht anders konnte, als sich von Robbie Williams frechem Humor anstecken zu lassen. Bei Songs wie «No One Likes A Fat Pop Star» hing er aufgeblasen von der Decke runter und erinnerte zwangsläufig an Luciano Pavarotti zu seinen besten Zeiten. Richtig zum Affen machte er sich aber erst bei «I Wanna Be Like You» als er in seinem Kostüm King Louie aus dem «Dschungelbuch» verblüffend ähnlich kam.

 

Auf dem Swing-Dampfer Richtung New York

 

Nach einer kurzen Verschnaufpause und kleinen Umbauarbeiten lief der Swing-Dampfer mit dem 18-köpfigen Orchester, den acht Matrosen und allen voran Captain Robert Peter Williams, «Soda Pop» singend, zur Überfahrt nach Amerika aus. Geradezu herzerwärmend war seine Darbietung von «Go Gentle», die er seiner Tochter Teddy, wie er sie liebevoll nennt, widmete. Fast schon Pflicht war aber auch «Theme from New York, New York», das durch Liza Minnelli bekannt wurde, und bei dem die acht Tänzerinnen und Tänzer abermals über die Bühne wirbelten und den Show-Glamour so bestens unterstrichen.

 

Wen der swingende Robbie bisher kühl liess, der kam spätestens beim Medley aus einigen seiner bekanntesten Songs und dem fast schon standartmässigen «Angels» auf seine Kosten. Auch wenn Robbie Williams längst nicht mehr so zügellos und wild ist, zeigte er sich als Sänger und Entertainer nach wie vor in Höchstform. Ein entsprechend beswingtes Publikum entliess er so in die Nacht.

Dominique Rais / Di, 03. Jun 2014