Elton John sorgte in Zürich für grosse Emotionen

Konzertkritik: Elton John @ Hallenstadion
Elton John
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Elton John Facebook

Egal, ob man zur jüngeren oder älteren Generation gehört, an Elton John führte in den vergangen über 40 Jahren wohl kein Weg vorbei – jeder dürfte wenigsten einen seiner Welthits kennen. Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich Jung und Alt gleichermassen im Zürcher Hallenstadion zusammenfanden, um einen Abend der ganz grossen Emotionen zu geniessen. Während zweieinhalb Stunden nahm Elton John das Publikum mit auf eine musikalische Reise, zeigte sich trotz weniger Worte als überaus charismatisch und zweifellos als einer der begnadetsten Solo-Künstler unserer Gegenwart.

 

Elton John ist zwar mit seinen mittlerweile 67 Jahren auch nicht mehr der jüngste, aber seine rauchig sanfte und herzerwärmende Stimme ist noch so ausdrucksstark und kräftig wie eh und je. Der einstige Paradiesvogel, der es liebte, sich in knallbunten Outfits und mit schrillen Brillen zu zeigen, präsentierte sich in einem dunkelblau glitzernden Gehrock in der Limmatstadt. Für seine Verhältnisse war das geradezu schlichte Eleganz.

 

Virtuosität und zeitlose Schönheit

 

Nicht bei allen Hallenstadion-Konzerten gibt es Leinwände, bei Elton John schon, so hatten auch jene, die nicht in den ersten Reihen sassen, einen grossartigen Blick auf das musikalische Spektakel, das mit «Funeral For A Friend/Love Lies Bleeding» seinen Lauf nahm. Seine Virtuosität am Piano ist unvergleichlich. Dank einiger Kamera-Crew war es dem Publikum, eben auch jenem auf den oberen Rängen, möglich, hautnah mitzuerleben wie geradezu mühelos und von einer Leichtigkeit beflügelt Sir Elton John seine Finger über die Klaviatur bewegte.

 

Der Brite präsentierte dem Publikum ein Best Of seiner vergangenen 45 Jahre Schaffenszeit und liess dabei keinen seiner Hits aus. Andere Musiker sparen sich ihre Hits geradezu für die Zugabe auf, nicht so Elton John. Wie auch? Fast jeder seiner Songs ist ein Hit. Ob «Rocket Man», «Your Song» oder «Sorry Seems To Be The Hardest Word», seine Lieder sind von zeitloser Schönheit. Was Elton John anfasst wird zu Gold.

 

Am Ende der Reise

 

Doch ein Song hebt sich von all seinen Hits ab: «Candle In The Wind». In dessen Genuss kamen die Konzertbesucher schon zu Beginn. Auch wenn er die 1973er-Version, eine Hommage an Marilyn Monroe, sang, so konnte man die Assoziation zu Lady Di, die damit geweckt wurde, nicht leugnen. Auch wenn die Begeisterung gross war, liess sich ein Anflug von Wehmut nicht verdrängen.

 

Bestuhle Konzerte haben seit jeher den Ruf, oft etwas harzig anzulaufen – leider bewahrheitete sich das abermals im Hallenstadion. Erst «I Guess That’s Why They Call It The Blues» schaffte es, das bisher doch verhaltene Publikum aus seiner scheinbaren Lethargie zu lösen und sorgte erstmals für kollektive Standing Ovations. Warum aber nicht gleich so?

 

Endlich sah man das Funkeln in den Augen der Konzertgänger, das schon längst überfällig schien. Mit dem «Circle Of Life/Can You Feel The Love Tonight?»-Medley aus Disneys «König der Löwen» als letzte Zugabe ging die musikalische Reise für Elton John zu Ende – zumindest für jenen Abend. 

Dominique Rais / Do, 04. Dez 2014