Qualität statt Quantität

Konzertkritik: Inglorious im Z7

Ein bisschen etwas anderes dürften sich die Bandmitglieder von Inglorious zur Zeit schon gewohnt sein. Als Support-Band für Steel Panther sind für die Londoner ausverkaufte Hallen an der Tagesordnung. Zwischen zweien dieser Abende in vollem Haus nahmen sich Inglorious Zeit, eine Headliner-Show im Z7 zu spielen. Vor ungefähr 40 Zuschauern. Und das, obwohl sie dort keine komplett Unbekannten sind: Im Februar hatte die Gruppe vor The Winery Dogs gespielt. 

 

Der Stimmung und Qualität tat dies auf keiner Seite Abbruch. Wahrscheinlich genossen es die Musiker sogar, mal wieder in einem etwas intimeren Rahmen zu spielen. Und bestimmt genossen sie es, dass die Menschen extra wegen Ihnen gekommen waren. Zumindest grössenteils.

 

Denn da waren ja auch noch Jack Slamer. Die stammen aus Winterthur, und hatten naheliegenderweise auch gleich noch ein paar eigene Fans angezogen. Verdient. Denn auch diese jungen Männer machten ihre Sache ausgesprochen gut, und das für eine Vorband lange 50 Minuten lang. Der bluesige Classic Rock brachte das spärliche Publikum in die richtige Stimmung, und das Organ des Sängers ist bemerkenswert. Ausserdem konnte nach einem Zwischenruf eines Zuschauers fast niemand mehr bestreiten, dass er aussieht «wie der junge Brad Pitt mit Rastas».

 

Das Publikum war also Dank Jack Slamer gut aufgewärmt, obwohl das Konzert im Freien stattfand, da innen bereits alles fürs Up in Smoke-Festival vorbereitet war. 

Und so ging schon ab dem ersten Song von Ingorious mächtig die Post ab: «Until I Die», welcher auch der erste Song auf dem selbstbetitelten Debüt-Album ist. 

 

Die eingeschränkte Song-Auswahl (das zweite Album ist gerade am entstehen) wurde geschickt überbrückt. Cover-Versionen von Whitesnake («Fool For Your Loving»), Rainbow («I Surrender»), Deep Purple («Lay Down Stay Down») und Def Leppard («Animal») streckten das Set und liessen das Publikum im Chor mitsingen. Bei «Animal» stand ausnahmsweise nicht Nathan James am Mikrophon, sondern die beiden Gitarristen Wil Taylor und Andreas Eriksson. Und das machten sie gar nicht schlecht.

 

Allerdings kann man neben der gewaltigen Stimme des erst 28-jährigen Leadsängers sowieso nur blass aussehen. Lediglich bei «High Flying Gipsy» haben teilweise ein paar Töne nicht gesessen. Dafür waren Songs wie «Holy Water» oder «I Bleed For You» wahre Gänsehaut-Garanten.

 

Was auch immer auf der Bühne geboten wurde – das Publikum machte mit. Nicht nur auf, sondern auch vor der kleinen Bühne herrschte bessere Stimmung als in mancher Halle, und der Spass war sowohl den Musikern als auch den Zuschauern mehr als deutlich anzusehen. 

 

Die gemütliche und ausgelassene Stimmung hielt auch nach dem Konzert noch an. Die Musiker von Inglorious nahmen sich Zeit, mit den Zuschauern zu schwatzen, CDs zu signieren und Fotos zu machen, und waren dabei auch noch ausgesprochen sympathisch. 

 

Am nächsten Tag sollte es für sie weitergehen, mit Steel Panther, auf einer grossen Bühne, in einer ausverkauften Halle. Den kleinen Ausflug ins Outdoor-Mini-Z7 haben Inglorious hoffentlich genossen. Die Besucher haben es auf jeden Fall.

 

«It’s about quality, not quantity», sagte Nathan James am Ende des Konzerts. Und das passte sowohl zur Grösse des Publikums, als auch zur Länge des Konzerts (ca 70 Minuten) einfach perfekt. 

 

Mit so wenigen Zuschauern eine solch gute Stimmung zu erzeugen, ist schon ein Kunststück an sich. Inglorious haben zudem eine so hohe musikalische Qualität an den Tag gelegt, dass man Ihnen – trotz dem man solche intimen kleinen Show geniesst – die eigenen vollen Hallen von Herzen wünscht.

 

Seraina Schöpfer / Sa, 01. Okt 2016