Placebo im Hallenstadion: «No Spass without dancing»

Konzertkritik: Placebo im Hallenstadion
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© Marcel Kaul / kaulphotographs.com

«Herzlich willkommen auf unserer Geburtstagsparty» ruft Frontmann Brian Molko nach einigen Songs gutgelaunt in die Menge. Und das auf Deutsch. Ausserdem findet er: «No Spass without dancing.» Gesagt, getan. Die musikbegeisterten vorderen Ränge beginnen zu springen, Arme schiessen in die Höhe. Aber Placebo feiert nicht nur sich selbst. Die Band gedenkt auch ihren verstorbenen Musikerkollegen David Bowie und Leonard Cohen, indem deren Gesichter die Leinwand zieren. 

 

Die britische Indie-Rock-Band kann mittlerweile auf gut 20 Jahre Musikgeschichte zurückblicken. Eine turbulente Zeit mit vielen erfolgreichen Songs, die es schafften schnell in Köpfe einzudringen und sich darin festzusaugen. Trotz eines gewissen Überdrusses der Band an oft gespielten Titeln, kommen die Fans voll auf ihre Kosten. Molko verkündete schon im Vorfeld: «Wir werden Songs spielen, bei denen ich geschworen habe, dass ich sie nie wieder spielen werde. Es ist an der Zeit, dass wir gezielt spielen, was viele Fans wirklich hören wollen.» Und dieses Versprechen hält die Band auch ein. Den Song «pure morning» beispielsweise spielte Placebo schon fast zehn Jahre nicht mehr. Auch «twenty years» fehlt an diesem Abend nicht, genauso wenig wie «too many friends», bei dem sich der Bassist Stefan Olsdal an ein weisses Klavier setzt. Beim Titel «loud like love» von der gleichnamigen Platte aus dem Jahr 2013, lässt sich das Publikum andächtig vom vollen Sound tragen.

 

Hart erklatsche Zugaben

 

Insgesamt wirkt die Band mittlerweile erwachsener und gesetzter. Der schwarze Kayal um Molkos Augen, der ihn bis anhin so androgyn hat wirken lassen, fehlt gänzlich. Während dieser seine einstig lange Mähne gestutzt hat, präsentiert Olsdal einen auffälligen, nach vorn frisierten Pony. Auch wenn sich das Äussere etwas gewandelt hat, schwarz ist dennoch die bevorzugte Farbe ihrer Garderobe geblieben. Im Gegenzug dazu kontrastieren die bunten Videos auf den Leinwänden. Neben drei grossen Leinwänden im Hintergrund schweben fünf kleinere Bildschirme über den Köpfen der Musiker. Durch diese beliebig höhenverstellbaren Screens erhält die ganze Szenerie eine besonders ausdrucksstarke und bildgewaltige Note.

 

«Thank you ladies and gentlemen and them who find themselves in between», sagt Molko und blickt aufmerksam in die volle Halle. Mit den vielversprechenden Worten «Wenn wir wiederkommen, müsst ihr auch wiederkommen» und einigen, vom Publikum hart erklatschten Zugaben, verabschiedet die Band ihre Fans.

 

Placebo im Hallenstadion: Eine gereifte Band zeigte eine solide Show mit farbenprächtigem Bühnenbild.

- Titelbild: mit freundlicher Genehmigung von Marcel Kaul. Hier gibt es mehr Fotos von Marcel Kaul. 

Katja Nosswitz / Sa, 19. Nov 2016