Karibische Stimmung im Salzhaus

Konzertkritik: Anthony B im Salzhaus
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Promobild

Ohne seinen Stock in der Hand, aber immerhin mit seinem zweiten Markenzeichen ausgestattet- dem schwarzen Turban- betritt Anthony B am vergangenen Samstagabend die Bühne im Salzhaus in Winterthur. Er ist für seine Verhältnisse überpünktlich, denn die Show beginnt mit nur wenigen Minuten Verspätung. 

 

Trotz schmächtiger Statur hat Keith Blair, wie Anthony B mit bürgerlichem Namen heisst, eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz. Dies mag an seinem enthusiastischen und übermütigen Tanzstil liegen, oder aber an seinem weissen Anzug und der verspiegelten Sonnenbrille auf der Nase- die Aufmerksamkeit seiner Zuschauer ist ihm jedenfalls sicher. Der Saal ist randvoll, es bleibt kaum Luft zum Atmen. Dieses Konzert wird anlässlich des Pfingstfestivals «Eine Welt in Winterthur» (ehemals «Afro-Pfingsten», die Konkurs anmelden mussten) durchgeführt, und so  finden sich besonders viele Afrikaner und Rastaträger unter den Konzertgängern, was dem Konzert ein stimmiges Flair verleiht. 

 

Weder morlaisierend noch überheblich, sondern ehrlich 

 

Schon ab dem ersten Takt überträgt sich die Energie von Anthony B auf das Publikum. Die Menge bewegt sich begeistert zur  Musik, kein Bein steht mehr still, und das ändert sich auch im Verlauf des Abends nicht mehr. Als Anthony B das erste Lied seines neuen Albums «Tears of Luv», mit dem vielsagenden Namen «There Is A Reward For Me» anstimmt, wird es ruhiger im Saal und der Scheinwerfer schickt ein sanftes Violett zur Bühne. Gerade bei einer solchen Ballade kommt die ganze Kraft der Stimme des Reggae-Dancehall-Künstlers zum Ausdruck. Voll und kehlig werden seine Texte durch den Raum getragen. Gekonnt schafft es der aus Jamaika stammende Rastafari-Anhänger auch immer wieder sein Publikum miteinzubeziehen. Mit «Clap Your Hands For A Brighter Tomorrow» fordert er seine Fans auf mitzuklatschen und nutzt die Gelegenheit seine Messages für eine friedlichere und gerechtere Welt zu verkünden. Seine Anliegen klingen aber weder moralisierend noch überheblich, sondern ehrlich. «Er ist mit Herz und Seele dabei, er liebt was er tut», meint ein Konzertbesucher.

 

Während die Temperatur im Saal steigt wird die Ausgelassenheit seiner Fans immer grösser: Rastas fliegen durch die Luft, T-Shirts werden geschwungen und Banner tanzen in der Höhe. Anthony B`s Variante von «Imagine»  von John Lennon , wo er singt:  «imagine there is no facebook, no blackberry, no twitter, no iphone», erntet zustimmende Schreie. Nach fast zwei Stunden haben die Fans noch immer nicht genug, sodass sich das Energiebündel noch zu Zugaben, unter anderem zu seinem Hit «Police», hinreissen lässt. Nicht zuletzt seiner Band, und seinen zwei charmanten und ganz in schwarz-gold gekleideten  Backgroundsängerinnen ist es zu verdanken, dass sein Repertoire an Songs eine solche Ausdrucksstärke zu verzeichnen hat. 

 

Der Saal randvoll und das Publikum feiert Anthony B. So muss Reggae sein, so muss Dancehall klingen, dann geht es den Leuten gut. Thanks, Antony B. 

 

 

Katja Nosswitz / Mo, 16. Mai 2016