Junges Blut für Bligg

Konzertkritik: Bligg im Z7 Pratteln
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© Danny Schwenter

«Büsser, bis ruhig!» Bligg spielt bereits zu Beginn der Show den Chef, den er später im gleichnamigen Song besingt. Den rauen Ton, den er nutzt, um den Komiker, der ihn ankündigen soll, von der Bühne zu holen, kauft man dem Zürcher allerdings nicht ab. Bligg ist einer für das Volk, einer aus dem Volk und vielleicht ist er der einzige Zürcher, der mitten in Baselbiet mit einem «Heb d Schnurre! Jetzt red ich!» für Ruhe sorgen darf, wenn Zwischenrufe aus dem Publikum kommen. Bligg verströmt im Z7 Authentizität, nur schon, weil ihm anzusehen ist, dass er für die Bühne lebt und für die Show brennt. 

 

 

Das überträgt sich sofort auf das Publikum im bis unter die Spiegel an der hinter Wand gefüllten Z7. Kaum steht Bligg auf der Bühne segeln hunderte Hände in die Luft und wippen zur Begrüssung des Helden im Takt. Der anfangs noch eine Sonnenbrille tragende Bligg freut sich diebisch darüber. Er sei schon an vielen Orten gewesen auf der aktuellen Tour, aber so abgegangen wie in Basel sei es noch nirgends, wird Bligg wenig später verkünden und das wird auch der einzige Moment im Konzert sein, der einen leichten Nachgeschmack von einstudierter Show hat. Funktionieren tut es trotzdem. Die Menge frisst Bligg aus der Hand.

 

Auf der «Brass aber herzlich»-Tour wird Bligg von der Youngblood Brass Band begleitet, ein neunköpfiges Ensemble aus den USA. Nach Auftritten an Festivals wie dem Roskilde in Dänemark oder dem legendären Glastonbury in England unterstützen sie Bligg nicht nur auf Tour, sondern haben mit ihm auch gleich seine Hits neu eingespielt und als «Brass aber herzlich» neu in den Handel gebracht. Die Platte scheint für Bligg ein Herzensprojekt gewesen zu sein, denn er hat sich dafür eine Auszeit genommen, wochenlang seine Songs neu arrangiert und aufgenommen und an den bestehenden Texten gefeilt. Das Resultat kann sich sehen lassen. Bligg lässt der Brass Band aber auch am Konzert viel Raum, muss nicht immer selbst im Mittelpunkt stehen. Das tut der Show gut, verleiht ihr etwas Neues und die Amerikaner schaffen es, auch den liebgewonnen Songs von Bligg frisches Blut zu verleihen – nicht, dass diese ausgetrocknet wären. 

 

 

Bligg ist bekannt dafür, sehr offen für verschiedene Einflüsse zu sein. Von der Streichmusik Alder über den Jodel in «Legände & Heldä» bis zur Brass Band, die einen fantastischen Job macht, quasi mit Pauken und Trompeten überzeugt. Als Special Guest bittet Bligg bei der aktuellen Single «I’d Kill For You» Jessy Howe, die Frontfrau der Zürcher Band The Raveners und seine Duettpartnerin für diesen Song, auf die Bühne. 

 

Zum Ende des Sets bedankt sich Bligg für jeden Kilometer, den Fans an seine Shows fahren, für jede gekaufte CD und den Support über die Jahre hinweg. Bligg betont, dass ihm das sehr viel bedeute und für ihn nicht selbstverständlich sei. Es ist genau diese auf dem Boden gebliebene Art, die den Erfolg von Bligg ermöglicht. Seine Fans danken es ihm mit tosendem Applaus und Bligg vergisst dafür im Z7 keinen seiner Hits.

 

Bilder @ Bäckstage.ch / Danny Schwenter

Patrick Holenstein / Fr, 23. Mär 2012