Jason Mraz gastierte in der Maag Halle Zürich

Konzertkritik: Jason Mraz in der Maag Hall
Bildquelle: 
www.jasonmraz.com

Die Stimmung war ausgelassen, doch irgendetwas fehlte. Ob es nun eine fehlende Bildschirmleinwand in der durch und durch überfüllten Maag Halle war oder ob einfach der Funken nicht recht überspringen wollte, sei mal dahingestellt. Wer weder pünktlich zur Türöffnung vor Ort noch gross genug gewachsen war, hatte so seine liebe Mühe die Bühne im Blick zu behalten. Aber wenn man Glück hatte, konnte man zwischen den Köpfen hindurch den einen oder anderen Blick auf den amerikanischen Singer/Songwriter und seine neunköpfige Band erhaschen.

 

Früher als geplant 

 

Supportact war Caroline Chevin, doch aufgrund der spontanen Vorverlegung ihres halbstündigen Gigs kamen viele Konzertbesucher gar nicht erst in den Genuss ihrer ausdrucksstarken Stimme. Oft wird die Innerschweizerin nämlich mit Grössen wie Joss Stone verglichen.

 

So betrat auch Jason Mraz mit seiner Gitarre früher als geplant die Bühne und eröffnete sein Exklusivkonzert mit «Everything Is Sound» von der aktuellen Platte «Love Is A Four Letter Word». Neu dabei war eine frisch zusammengestellte neunköpfige Band. Es gab wohl kaum ein Instrument, dessen sie sich nicht bedienten. Ob eingängige Keyboardmelodien, rhythmische Drumbeats, stürmische und akzentsetzende Trompeten- und Saxophonklänge oder feine Geigenmelodien bis hin zum Akkordeon. So hatte auch der Song «Lucky», eigentlich ein Duett mit Colbie Caillat, seinen ganz eigenen Charme.

 

Hippie-Melodien

 

«Living In The Moment», das ist der Aufruf des zweifachen Grammy-Preisträgers, der meint, das Leben hier und jetzt zu geniessen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. «With peace in my mind. With peace in my heart. With peace in my soul» - nicht nur die Lyrics, sondern auch die Stimmung des Publikums erinnerte an vergangene Hippie-Zeiten, doch diese Momente waren rar. Viel zu sehr spürte man den Pop-Einfluss und Jason Mraz bewegte sich mit seinem Sound immer mehr von leichten Strandbar-Klängen wie bei «I’m Yours» weg in Richtung Mainstream-Musik.

 

Doch das Publikum war begeistert und forderte nach dem zweieinhalbstündigen Konzert nach einer Zugabe. Auch wenn Jason Mraz auf sich warten liess, er kam zurück und spielte drei weitere Songs. Darunter «I’m Coming Over“ und natürlich den Sommerhit 2012 «I Won’t Give Up“.

Ein kurzweiliges Konzert - mit Songs ab seinen beiden zuletzt veröffentlichten Alben «We Sing. We Dance. We Steal Things.» (2008) und «Love Is A Four Letter Word» (2011) - dem es jedoch leider etwas an Tiefgang fehlte.

Dominique Rais / Do, 15. Nov 2012