James Blunt liefert im Hallenstadion ab

Konzertkritik: James Blunt in Zürich
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Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Das Hallenstadion war voll an diesem Mittwoch im März und so richtig bereit für den Gig von James Blunt - ganz ohne Massnahmen. Irgendwie ist das schön und ein Tränchen der Rührung hatte ich schon im Auge. Menschen ohne Maske, ohne Abstände, mit Emotionen. Man singt, lächelt und tanzt wieder gemeinsam.

 

James eröffnete mit «Breathe» und war schon nach wenigen Songs bei «Goodbye My Lover». Das Publikum unterstützte ihn aus vollen Kehlen und trotzdem meinte Blunt: «Ihr singt nicht kräftig genug». Also forderte er die Menschen auf, es nochmals zu probieren, betonte aber «Der Song ist schon so hoch, dass es nur Frauen können. Die Jungs könnten es vielleicht nicht einmal hören». Gelächter. Und ein James Blunt in bester Laune.

 

Der Brite hangelte sich von «High» über «I Really Want You», mit riesiger Discokugel auf dem Bühnenboden, bis zu «Postcards». Hier griff er zur Ukulele und verlieh dem Song einen reduzierten Charme, dafür brachte er alle im Hallenstadion zum Winken und Klatschen.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Offenbar freut sich auch James Blunt, dass er wieder auftreten kann. Später im Set widmete er «Monsters» seinem Vater, weil die Zeit im Lockdown für diesen schwierig gewesen sei. Bilder des Vaters waren auf sechs Monitoren im oberen Teil der Bühne zu sehen. Jene Monitore, die kurz nach Showbeginn noch am Boden fixiert waren und dann langsam nach oben gewandert sind. Ein gelungener Effekt.

 

Bei «So Long, Jimmy» jammte Blunt mit der Band, forderte bei «Same Mistake» die Leute auf, das Blitzlicht am Handy anzuschalten, schliesslich sollen sie heute «Stars» sein, und bei «You’re Beautiful» toppte der Lautstärkepegel alles am bisherigen Abend. Ob das in anderen Hallen noch lauter möglich wäre, weiss nur James Blunt. Dann schlenderte er von der Bühne.

 

«Bonfire» eröffnete wenig später die Zugaben und «1973» beendete sie gleich wieder. Ganz in Regenbogenfarben getaucht stand James Blunt beim letzten Song auf dem Klavier, klatschte mit dem Zürcher Publikum und filmte vergnügt. James Blunt zeigte sich als charismatischer Künstler und nahbarer Mensch, der gerne eine gute Portion Selbstironie beweist. So endete nach rund zwei Stunden ein herrliches Konzert, das für mich irgendwie das Ende der Pandemie eingeläutet hat – hoffentlich endgültig!

 

James Blunt zeigte zwei Stunden lang, wo sein Charme liegt. In poppigen Songs und einem stilsicheren Gespür für seine Bühnenqualitäten. James liefert genau, was man von ihm erwartet.

 

Sandra Rohrer / Fr, 11. Mär 2022