Ein roter Vorhang verdeckt von der Decke bis zum Boden die Bühne. Pünktlich um 20.00 Uhr beginnt die junge Rockband den Song «Don’t Wanna Sleep» von ihrem zuletzt erschienenen Album «RUSH» zu spielen. Hinter dem Vorhang sieht man ihre Schatten und das Publikum kreischt so laut, dass man die laute Band fast nicht mehr hören kann.

Für noch mehr Aufregung im Publikum sorgt der Song «Gossip». Alle schreien den Refrain mit, somit verwandelt sich das Publikum im Hallenstadion in einen enormen Chor. Es dauert nicht lange, bis auch bei den Sitzplätzen alle stehen und mitschreien.

Måneskin sind mit Vollgas unterwegs. Es wird ein Song nach dem anderen gerockt ohne je eine Pause oder ein Wort zum Publikum. Und auf einmal wird es dunkel auf der Bühne, eine Rauchwolke überdeckt die Stage. Im Publikum wird es still. Die Stimmung ist mystisch, ruhig und angespannt. Das Publikum bei den Stehplätzen dreht sich um 180°. Auf der kleinen Bühne, mitten im Stadion, welche im ersten Moment aussah wie die Bühne für die Technik, stehen Damiano David, der Sänger der Band und Thomas Raggi, der 22- jährige Gitarrist. In einer Ruhe, wie man es von den Måneskin nur selten gewohnt ist, spielen sie den Song «Vent’Anni», aus dem vorletzten Album «Teatro d’Ira», nur mit der Gitarre und Stimme. Auch hier bleibt das Publikum kaum still. Damiano wird beim Singen des Songs vom gesamten Publikum unterstützt.

Zurück auf der Hauptbühne, sorgen Viktoria De Angelis, die 23-jährige Bassistin und der 22-jährige Drummer Ethan Torchio für einen Show Moment. Die beiden beweisen, dass Drums und Bass ausreichen, um einen ausgereiften Rocksong auf der Bühne zu performen.

Schon im Jahr 2016 machten die vier Musiker gemeinsam Musik auf den Strassen von Rom. 2017 nahmen sie bei X Factor Italy teil und gelangten auf den zweiten Platz. Danach tourte die Band in ganz Italien. Und schaffte sich so eine Fanbase in Italien. Somit sind auch heute viele italienische Fans im Publikum des Hallenstadions, welche die Band schon lange verfolgen. Italienische Songs spielt die Band heute Abend aber nur drei. Seit dem Jahr 2021 ist Schluss mit Fanbase nur in Italien. Durch den Sieg beim Eurovision Song Contest erhielt die Band internationale Aufmerksamkeit und produzierte viel englische Musik. Schon auf ihrem ersten Album «Chosen» aus dem Jahr 2017 befanden sich viele englische Song.

Die Måneskin starteten die «Loud Kids»-Tour letztes Jahr und mussten diese auf Grund von Covid stoppen. Viele hatten ihre Tickets also schon vor zwei Jahren gekauft, um die Band in der Halle 622 in Oerlikon zu sehen. Auf Grund der hohen Nachfrage, wurde das Konzert in Zürich von der Halle 622 in das Hallenstadion verschoben und war fast ausverkauft.

Das lange Warten ist vorbei. Nach zwei Stunden Power ohne Ende verlässt die Band die Bühne, nachdem sie den Song «I Wanna Be Your Slave» aus dem zweiten Studioalbum «Teatro d’ira» zum zweiten Mal gespielt haben.

Vor vier Jahren, vor dem Sieg bei Sanremo und dem Eurovision Songcontest, war die Band auf der «Il Ballo Della Vita»-Tour in Europa unterwegs. Ich habe die Band im Kaufleuten Klubsaal gesehen und war begeistert von ihrer Interaktion und Nähe zum Publikum. Ich wollte die Band so schnell wie möglich wieder sehen. Sie waren anders als andere Bands, hatten etwas so extrem Authentisches an sich. Nun, vier Jahre später, im Hallenstadion und nachdem ich jede Show, jedes Album, jede Single der Band verfolgt habe, war ich etwas enttäuscht. Vielleicht lag es an der Grösse des Stadions, aber die Band schien sehr weit weg vom Publikum, es gab wenig Interaktion, es schien mir ein bisschen so als wollten sie den Abend so schnell wie möglich hinter sich lassen. Dies gab dem Abend zwar einen gewissen Drive, was cool war, verlor jedoch den emotionalen Bezug zu den Songs und der Band.

Die Performance auf der Bühne war purer Rock. Sie sind sicherlich auf dem richtigen Weg und ich freue mich weiterhin auf ihre Musik und live Gigs.

Infos zum Konzert: 

• Band: Måneskin
• Genre: Rock, Alternativ
• Location: Hallenstadion, Zürich
• Datum: 26. April 2023
• Dauer: ca. 120 Minuten