Charismatische Berner Rocker im Salzhaus

Konzertkritik: Züri West im Salzhaus
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Archivbild: © Seraina Thuma (Gurtenfestival 2017)

Bei Züri West ist das so: Wer ein Ticket postet, der darf sich auf ein solides Konzert freuen. Seit Jahren. Denn die Berner «Giele» wissen was sie tun. Musikalisch einwandfrei, stilsicher, entspannt und mit einer guten Portion Humor - so präsentiert sich Kuno Lauener mit seiner Band am Donnerstagabend im Salzhaus. Die Jahre vergehen, die Musiker bleiben sich treu. Das Konzert ist schon seit längerer Zeit ausverkauft. Die Rocker sind seit jeher begehrt. Draussen stürzt ein penetrantes Gemisch aus Regen und Schnee vom Himmel - im Salzhaus macht sich währenddessen eine wohlige Gemütlichkeit breit. 

 

Fünf Jahre haben sie sich zurückgezogen. Nun sind sie mit ihrem neuen Album «Love» zurück. Die Platte schnellte augenblicklich auf Platz eins der Hitparade. Die Musik klingt noch immer nach Züri West, wenn auch mittlerweile ruhiger und gefühlvoller. Wie etwa das Stück «Schatteboxe», welches Kuno mit viel Hingabe singt. Es zeigt deutlich auf, wie detaillierte Beobachtungen zu sensiblen Texten verarbeitet werden. Goldene Vierecke beginnen vor den Augen zu tanzen. Aber natürlich spielt die Band auch ihre Klassiker wie beispielsweise «Fingt ds Glück eim?». Das darf auf keinen Fall fehlen. Mit den Worten «für alle Italiener und Hobbyitaliener» kündigt Lauener dann den witzigen Titel «Sunntig Mittag I de Sächzgerjahr» an. Den Song «05:55» widmet Kuno schliesslich Charlotte Gainsbourg, ihrem gleichnamigen Album und ihrer neuen Frisur. Ganz der Charmeur.

 

Man merkt der Band die langjährige Bühnenerfahrung an. Sie wirkt gestanden, ohne an Charisma einzubüssen. Diese gelassene Präsenz wird durch die schlichte Kleidung unterstrichen, wie gewohnt mit Hemden und Gilets. Das macht ihren Auftritt zusätzlich stilvoller. Noch stilvoller.

 

Kuno Lauener und die fehlenden Säulen im Salzhaus

 

Die Band hat während des ganzen Konzertes anscheinend genauso viel Spass wie das Winterthurer Publikum. Die Rocker lassen es sich nämlich nicht nehmen, gleich mehrere Zugaben hinzuschmettern. Unter anderem ihren allseits bekannten Titel «I schänke dr mis Härz». Passend dazu flammt im Hintergrund ein riesiges blutrotes Herz auf. 

 

Und sowieso: Winterthur und Züri West, das passt irgendwie. Sie hätten schon einmal im Albani gespielt, ob es diesen Club noch gebe, fragt Kuno. Auch das Salzhaus war der Band bereits bekannt, allerdings mit zahlreichen Säulen mitten im Lokal. Diese wurden mittlerweile abmontiert. Kunos Kommentar zur derzeitigen Säulenlosigkeit erntet dann auch einige Lacher: «Da regt man sich über diese Pfosten auf, und wenn sie dann weg sind, wird man sentimental.»

 

Zufrieden und mit etwas Wärme in der Brust verlassen die Zuschauer die säulenlose Halle. Eine Konzertbesucherin aus Winterthur betont: «Das heute war eines der besten Züri West-Konzerte.»

 

Auf Züri West ist Verlass. Wie immer liefert die Band ein solides und gekonntes Konzert, gespickt mit witzigen Sprüchen aus dem Leben von Kuno Lauener. Mit viel Leichtigkeit schaffen die Musiker eine rockige und zugleich herzerwärmende Stimmung.

 

Katja Nosswitz / So, 17. Dez 2017