Brasilianisches Volksfest im Volkshaus

Konzertkritik: Caetano Veloso
Bildquelle: 
Bäckstage.ch / @ Stéphane Kaeser

Caetano Veloso hat Jahrgang 1942 und gilt als einer der einflussreichsten brasilianischen Sänger, Komponisten und Liedermacher. Zusammen mit Gilberto Gil, Tom Zé und weiteren Künstlern revolutionierte Veloso die Música Popular Brasileira. Auf seiner derzeitigen Europatournee stellte er im Volkshaus Zürich einem begeisterten Publikum sein neues, grossartiges Album «Abraçaço» vor. 

 

Aufgewachsen ist Veloso im brasilianischen Nordosten, dessen reiches musikalisches Erbe von karibischer, afrikanischer und nordamerikanischer Musik beeinflusst ist, aber auch vom tiefen religiösen Volksglauben sowie der Armut und den Gegebenheiten des Wetters: lange Dürreperioden machen die dortigen Bundesstaaten zu einem Armenhaus. Seine Religiosität und seine Demut gegenüber den schwierigen Themen des Lebens ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Werk, welches über 40 Alben zählt. 

 

 

Dieser für die meisten Schweizer unbekannte Mann und Musiker versammelte an seinem einzigen Schweizer Konzert im Zürcher Volkshaus seine treue Fangemeinde. Nebst dem ebenfalls anwesenden Marc Sway – mit brasilianischer Abstammung – hatte schätzungsweise 80% des Publikums einen engen Bezug zu Brasilien. Das Publikum im ziemlich ausverkauften Volkshaus feierte Veloso wie einen Volkshelden – ähnlich, wie ich dies schon mehrheitlich bei Auftritten von Goran Bregovic erlebt habe, bei welchen circa 80% des Publikums jugoslawischer Abstammung und total aus dem Häuschen vor Freude waren. Man kennt die Songtexte und singt lauthals mit, immer wieder gibt es Ausrufe aus dem Publikum «lindo» und andere Freudenbekundungen, Standing Ovations und mehrere Zugaben.

 

Von 1964 bis 1984 herrschte in Brasilien eine Militärdiktatur, die viele Velosos Werke zensierte. Caetano Veloso und Gilberto Gil wurden von den Militärs inhaftiert und gingen 1968 ins Exil nach London. Erst 1972 durfte Veloso wieder nach Brasilien zurückkehren. Über die letzten Jahrzehnte ist Veloso einer der kreativsten und einflussreichsten Künstler der Música Popular Brasileira geblieben.

 

Von seinem neuen Album «Abraçaço» spielte Veloso die meisten Lieder im Volkshaus. Mal richtig rockig, meist jedoch sanft und poetisch. Ein gelungenes Konzert für einen Unvoreingenommenen wie mich, ein absolut grossartiges Konzert für Menschen mit Bezug zu Brasilien. Veloso steht auf derselben Stufe wie Gilberto Gil – Status «gottesgleich». Bravo!

 

                Die Setlist:

 

Bilder: © Stéphane Kaeser

markusfreiwillis / Sa, 24. Mai 2014