Alfa Mist mischt das Kaufleuten mit seinen jazzigen Vibes auf

Konzertkritik: Alfa Mist im Kaufleuten
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Pressebild, zVg / ©Kay Ibrahim

Alfa Mist kommt ins Kaufleuten Zürich. Alle seine Fans sind da. Seine Grime Fans, seine Jazz Fans und die Menschen, die Improvisation lieben. Woher ich das weiss? Ich weiss es nicht, aber ein Blick ins Publikum vermittelt mir das Gefühl, dass es genauso ist.

 

Direkt vor der Bühne steht ein Mann anfangs 30 mit einem Baseball Cap auf dem Kopf, einem weiten T-Shirt und breiten Hosen. Zu Beginn des Konzertes bouncet er zu jazzigem Sound als wäre er an einem Hip-Hop Festival.

 

Weiter hinten steht eine Gruppe von Jungs, alle tragen mindestens schulterlange Haare und eine Mütze oder ein Stirnband. Während Mist auf der Piano Tastatur klimpert, spielen die Jungs Luft Piano, sie imitieren Mists Handbewegungen, als ob ein Piano vor ihnen stünde. Beim Einsatz der Trompete kopieren sie auch diese Bewegungen. Dies müssen Jazzstudenten oder mindestens Jazz Fans sein.

 

Im ganzen Saal verteilt hat es Menschen aus verschiedensten Altersgruppen. Die über 50-Jährigen, die nach jedem Song in die Hände klatschen und Alfa zunicken, als würden sie ihm bestätigen, dass, was er tue, gut sei. Dann sind da die 20- bis 30-Jährigen, die zwischen längeren musikalischen Pausen pfeifen oder rein rufen.

 

Alfas Publikum ist ein vielfältiges, interessantes Publikum. Das könnte daran liegen, dass die Musik des 31 -jährigen Musikers sich von Grime, Hip-Hop bis hin zu Jazz erstreckt.

 

Ursprünglich produzierte der Engländer mit ugandischen Wurzeln Hip-Hop und Grime Beats. Letztes Jahr veröffentlichte Alfa Sekitoleko (wie er mit leiblichem Namen heisst) sein fünftes Album, welches vor allem das Genre Jazz bedient.

 

Das Konzert im Kaufleuten beginnt 30 Minuten später, wie geplant. Alfa erklärt dem Publikum, dass er und seine Band noch kurz um die Ecke was gegessen haben, und es hätte so fest geschneit. Er bedankt sich auch, dass so viele Leute (Der Club war fast voll) für ihn und die Band durch den Schnee gekommen waren, um sie zu hören.

 

Mist und seine vierköpfige Band aus Trompeter, Cellistin/Bassistin, Gitarrist und Schlagzeuger vertiefen sich in ihren magischen, jazzigen Klängen. Im Hintergrund läuft ein Video ab, in denselben Farben wie das Cover des Albums «Variables», blau, violett, schwarz und weiss. Im Video sind mehrere Aquarell Zeichnungen aneinandergereiht. Auf den Bildern ist Mist zu sehen, in verschiedenen Lebensphasen, jung, älter, im jetzigen Alter, mit anderen Menschen, alleine. Gesichter von Frauen, welche sich in Sterne verwandelen und dann der Mond und das Wasser und ein Boot und Mist im Boot und so weiter. Zusammen mit den jazzigen Klängen von «Variables» wurde man in allen Sinnen in eine andere Welt mitgerissen.

 

Alfa Mist und seine Band bleiben bis zum Schluss vertieft auf seine Instrumente. Nur selten blicken sie zum Publikum. Die Magie des «anders klingenden Sounds» lässt die Tatsache, dass niemand der Bandmitglieder mit dem Publikum interagiert, nicht beeinflussen. Zwischendurch bedankt sich Alfa für den Applaus oder stellt nach einem langen, intensiven Drum Solo den Drummer Jamie Houghton vor, der den ganzen Abend allein physisch gesehen, eine enorme Leistung erbringt.

 

Jedes Bandmitglied hat seinen Platz und seine Plattform auf der Bühne. Der Gitarrist Jamie Leeming spielt einen seiner Songs, welchen er geschrieben hat. Der Song des Gitarristen beginnt logischerweise mit einem sehr langen Gitarrensolo. Subjektiv gesehen, hätte ich dem Gitarrensolo noch lange zuhören können. Dann setzen das Schlagzeug, die Trompete, die Keys und der Bass ein.

 

Auch Kaya Thomas-Dyke, welche Cello und Bass spielt rückt ins Rampenlicht als sie mit ihren warmen und souligen Stimme den Song «Aged Eyes» performt. Kaya konzentriert sich auch bei ihrem Soloauftritt nur auf das Mic, und hielt sich physisch im Hintergrund auf der Bühne. Doch dies ist nicht alles. Der Rapper Barney Artist performt mit Alfa am Mic einen weiteren Überraschungssong.

 

Der Trompeter Johnny Woodham wird vom Publikum enorm geschätzt, dies ist bemerkbar, durch den lauten Applaus, nach jedem Solopart des Trompeters. Schade war nur, dass die fünf sich ein wenig vor dem Publikum versteckten. Manchmal hatte man das Gefühl, man höre der Band in einem Proberaum zu, weil niemand wirklich ins Publikum blickte. Trotzdem beherrschte jeder von ihnen sein Instrument wie kein anderer.

 

Nach zwei Stunden voller Energie, verlassen die fünf Musiker die Bühne. Doch das Publikum lässt nicht locker, kreischt, klatscht, ruft, bis die Band um Alfa Mist nach zwei letzte Songs den Abend schliessen und zurück in den Schnee gehen.

 

Woow, Grossartige Künstler haben diesen Abend zu etwas magischem gemacht. Es wurden Klänge gespielt, welche nie zuvor gehört wurden, die Stimmung im Kaufleuten war wie verzaubert. Alfa Mist ist ein grossartiger Künstler. Seine Band genauso.

 

Valeria Piediscalzi / So, 21. Jan 2024