«Without fear» - Dermot Kennedy on Tour

Konzertkritik: Dermot Kennedy im X-Tra
Bildquelle: 
Bäckstage / © Seraina Thuma

Weisses Licht bestrahlte die X-Tra-Bühne in Zürich. Die Stage wurde von einer dicken Rauchwolke bedeckt und das Publikum wurde von einer rauen, aber sehr sanften Stimme gedanklich in eine regnerische, graue, nostalgische Welt gezogen.

 

Dermot Kennedy eröffnete sein Zürcher Konzert mit drem wehmütigen Song «An Evening i will not forget». Er trug einen schwarzen Pullover, der bis über die Knie seiner hellblauen, breiten Jeans reichte. Der 28-jährige Irländer wirkte klein und speziell bei diesem Song sehr zerbrechlich. Seine Augen öffnet er nur einen kurzen Moment. Danach kehrte er wieder in sich und holte alle Gefühle rauf auf die Bühne. Die Melancholie hatte kein Ende. Dermot Kennedy verführte seine Zuschauer und Zuschauerinnen weiter in eine Welt gebrochener Träume, verlorener Liebe und endloser Hoffnung.

 

Fotos: Bäckstage / © Seraina Thuma


Auf dem Bildschirm hinter dem Singer-Songwriter wurde eine Aufnahme gezeichneter Bäume gezeigt, die Aufnahme wurde immer schneller durchgespielt, im Rhythmus des Liedes «All my friends» aus dem Jahr 2017. Bäume bedeuten Dermot Kennedy viel. In einem Interview mit Universal aus dem Jahr 2016 verriet er, dass sein Elternhaus an einem Wald in Irland grenzte. Dahin kehrt er immer wieder zurück, denn dieser Ort wirkt auf Dermot Kennedy wie eine Reset-Taste.

 

Eine Reset-Taste die ihm wahrscheinlich all den Platz im Kopf frei lässt, um all diese tiefgründigen Lyrics zu schreiben. Aufgrund seiner Schreibkunst hat es Dermot Kennedy ursprünglich in die Musikwelt geschafft. Er gewann einen Songwriter-Contest und erreichte so die Underground Musikszene von Dublin. Und nach einigen Jahren, viel Arbeit mit seiner Band Shadow and Dust und als Solo-Künstler, gelangte die Single «Power over me» in die Charts und Dermot Kennedy war nicht länger im Underground.


«Who loves Dermot?»

 

Wenn man sich das Publikum anschaute, dachte man an ein Studententreff. Die meisten trugen gebrauchte Converse, verwaschene Jeans, ein lockeres T-Shirt und die meisten Frauen trugen die Haare zu einem Knoten zusammengebunden. Bei den rhythmischen Songs wurde nicht viel mitgetanzt, aber einige kannten die Lyrics der Setlist und sangen mit.

 

Dermot Kennedys Gesicht sah man, wenn man zuhinterst stand, erst zum Schluss, denn jetzt wurde die Liveaufnahme direkt hinter ihm abgespielt. «After the rain», mit diesem Song verabschiedete sich der scheu wirkende Mann.

 

Rauch bedeckte die Bühne Dermot Kennedy schloss die Augen und kehrte in sich zurück. Dorthin wo seine melancholischen Texte entstehen.

 

Grossartige Stimme, wunderschöne Texte und ganz viel Platz zum Nachdenken. Leider hat das Publikum in ruhigen Momenten durch Geschwätze die Stimmung gestört.

 

Valeria Piediscalzi / Fr, 08. Nov 2019