«Geniessen wir den Moment, für den wir alle hier sind»

Konzertkritik: The 1975 im X-Tra
Bildquelle: 
Bäckstage / © Seraina Thuma

Die Show eröffnete das Quartett mit «Love Me» und schwenkte dann ohne grossen Unterbruch über zu «UGH!». Die ersten Klänge des dritten Stücks «Heart Out» wurden beinahe vom Gekreische der ersten Reihen übertönt und man wusste: die Band ist angekommen. Eine kurze Verschnaufpause gönnte sich Sänger Matthew mit den Worten «Hi, we are The 1975» und weiter ging’s mit den nächsten Songs – grösstenteils begleitet vom Gesang des Publikums.

 

«Happy Birthday» 

 

Vier Jungs aus der Wilmslow High School in Manchester – das sind The 1975, die Ende März das X-Tra Zürich mit ihrem Alternative Rock fesselten. Mit Adam Hann an der Gitarre, George Daniel am Schlagzeug und Ross MacDonald am Bass, hat Frontman Matthew Healey nicht nur musikalische Talente gefunden, sondern auch treue Seelen. Seit 2002 bilden sie The 1975 und keiner hat die Band verlassen, obwohl es rund zehn Jahre dauerte, bis sie entdeckt wurden.

 

Wer die Lieder ihrer neuen Platte «I Like It When You Sleep, for You Are So Beautiful Yet So Unaware of It» kennt, der hat wohl schnell festgestellt, dass die Stücke rockiger sind als noch auf dem 2013er Album «The 1975». Doch egal von wie viel Rock, Pop oder Elektropop die Tracks geprägt sind, es steckt immer die typische The 1975-Prise drin. Die Prise, welche den Wiedererkennungswert ausmacht, und die Songs dadurch auf eine Art und Weise markant klingen lässt.

 

Bilder: Seraina Thuma

 

Die Aufmerksamkeit der Besucherinnen und Besuchern galt nach einer Weile für etwa drei Minuten voll und ganz dem Drummer, George Daniel. Der Belgier feierte eine Woche zuvor seinen 26. Geburtstag. Kaum erwähnte das Matthew in seiner Ansprache, stimmte das Publikum «Happy Birthday» in Englisch an und hängte die deutsche Version gleich hinten an. Ein schöner Moment für das Geburtstagskind.

 

Faszinierendes Bühnenbild 

 

Mit schönen Momenten ging es gleich weiter, denn Matthew bat das Publikum, die Smartphones in die Tasche zu packen. «Lasst uns für einen Song einfach mal hier sein. Geniessen wir die Musik und den Moment, für den wir alle hier sind. Ich schätze diese Grösse der Location sehr, denn das fühlt sich sehr familiär an», sagte er und wartete, bis jedes einzelne Mobilgerät aus den Händen der Zuschauer verschwand. Das war ein wundervoller Anblick: keine leuchtenden Mini-Bildschirme von der letzten bis zur ersten Reihe und freie Sicht auf die Band. So kam das Bühnenbild noch mehr zur Geltung. Obwohl an der Decke nur drei Quadrate meisten zweifarbig leuchteten und der Hintergrund indirekt belichtet wurde, faszinierten die perfekt aufeinander abgestimmten Farbtöne. Sie passten zu den Songs, zur Band und zur Stimmung im Saal. 

 

Was dem Publikum offensichtlich sehr gut gefiel, waren die bekannteren Songs wie «Sex», «The City» und der Ohrwurm «Girls». Ja, es war für jedermann etwas dabei: von den rockigen Stücken über die teils unbekannteren Liedern bis hin zu den Nummer Eins-Hits, gestreift von Herzschmerz-Melodien und sanften Klängen.

 

Das war ein gelungenes Konzert, mit der typischen «The 1975 Prise».

 

 

Rahel Inauen / Sa, 02. Apr 2016