Woody Allen, A Documentary?

Moviekritik: Woody Allen - A Documentary
Bildquelle: 
www.xenixfilms.ch

Robert Weide, selbst ein grosser Verehrer Allens, muss man zuallererst ein grosses Zugeständnis machen. Ihm gelang das Unmögliche und so kam er seinem Idol Woody Allen näher, als es irgendjemand sonst je in einer Doku geschafft hätte. 

 

«Woody Allen – A Documentary» zeigt die Geschichte eines Mannes, der seit seiner ersten Anstellung als Gag-Schreiber noch während der High School nie einen Tag arbeitslos gewesen war. Woody Allen ist es scheissegal was andere über ihn denken. Er macht, was er will und meistens funktioniert das auch. Das wird die Quintessenz sein, die alle, die diesen Film im Sommer sehen, nicht kalt lassen wird.

 

Bild 1: Woody Allen als Teenager. / Bild 2: Am Set von «Vicky Christina Barcelona». (Mit Maus über das Bild fahren)

 

Interviews mit Allens Musen und Agenten runden die in chronologischen Filmschritten angeordnete Zeitreise ab, welche praktisch alle Stationen im Leben des New Yorker Regisseurs abdeckt. Zudem gelang es der Filmcrew, erstmals hinter die Kulissen eines Allen-Drehs zu schauen. Doch bei aller Filmliebe dieser Welt, die Dokumentation ist nicht wirklich eine Offenbarung seines Genres, hält allerdings während 113 Minuten Länge eine solide und konstante Spannungslinie aufrecht. Vor allem Kinogänger, die eher vertraut sind mit Allens jüngeren Werken wie dem eher schwachen «Midnight in Paris», werden sehr viel über das frühe Kino von Woody Allen lernen. Denn Kultdialoge auf dem Niveau des Stadtneurotikers sollte schlichtweg jeder mal gehört haben.

 

Selbstkritisches Blinzeln ins Antlitz der Kamera

 

Woody Allen sagt von sich selbst, dass er eigentlich alles erreicht habe, was man in seinem Genre nur erreichen könne. Gleichzeitig fragt er sich aber, warum es sich anfühle, als ob er alles versaut hätte? Vielleicht, weil er die Menschen studiert hat wie kein Zweiter, er schuf starke Charakterrollen für seine Hauptdarstellerinnen und machte sie häufig zugleich zu seinen Geliebten. Woody machte uns mit Diane Keaton und Mia Farrow bekannt. Er ist derjenige, der immer wieder von neuem, selbstkritisch in das unsichtbare Antlitz der Kamera blinzelt und den Zuschauer mit bebender Stimme fragt, was den der Sinn des Lebens sei, wenn irgendwann alle Menschen sterben, die er liebt.

 

Woody und seine Musen: Bild 1: Scarlett Johansson und Bild 2: Mariel Hemingway

 

Die ewige Suche nach Antworten schrieb 50 Jahre Filmgeschichte. Gleichzeitig ist Woody Allen, dieser düstere Grübler, einer der lustigsten Menschen unserer Zeit. Dass dies kein Widerspruch sein muss, zeigt uns Robert Weide mit seinem neusten Werk auf eine eindrückliche Art und Weise. Wer Woody Allen nicht kennt, der sollte ihn und seine Filme unbedingt kennenlernen oder sich zumindest «A Documentary» ansehen.

 

  • Woody Allen: A Documentary (USA 2012)
  • Regie: Robert B. Weide
  • Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, 
  • Länge: 113 Minuten
  • Kinostart: 28. Juni 2012
Angel Schmocker / So, 01. Jul 2012