Liebe in den goldenen Zeiten Hollywoods

Movie-Kritik: Café Society
Bildquelle: 
© Frenetic Film

Woody Allen beschert uns alle Jahre einen neuen Film. Einige davon fallen stärker auf, aufgrund ihrer Machart und Erzählweise («Match Point») oder ihrer brillanten Besetzung («Blue Jasmin»). Andere Filme («To Rome With Love» & «Irrational Man») befriedigen lediglich unsere jährliche Woody-Allen-Dosis. Sein neustes Werk «Café Society» lässt sich auf den ersten Blick mühelos in die zweite Kategorie einordnen, wäre da nicht die zweite Filmhälfte, die uns ins Wanken bringt.

 

Der Film erzählt die Geschichte des jungen Bobby aus der New Yorker Bronx. Er hofft in Hollywood bei seinem Filmstudioboss-Onkel Phil (Steve Carell) gross rauszukommen. Doch anstatt der erhofften Karriere, klopft die Liebe plötzlich an Bobby’s Tür. Ausgerechnet die Ex-Affäre seines Onkels, die gleichaltrige Veronica - kurz «Vonnie» genannt - hat sich der naive Städter ausgesucht. 

 

 

Jesse Eisenberg und Kristen Stewart stehen in «Café Society» zum dritten Mal gemeinsam vor der Kamera (zuvor in «Adventureland» und «American Ultra»). Dass sich dabei eine gewisse Nähe zwischen den beiden entwickelt hat, ist ganz natürlich. Leider führt diese Nähe - insbesondere bei Stewart - zu ungewollten Nebeneffekten. So wirkt die Twilight-Darstellerin in den meisten Szenen viel zu modern und lässig für die Frau, die sie eigentlich verkörpern sollte. Am besten kommt dies in einer Szene zum Tragen, in der sie in einem Daisy-Duck-Outfit mit unendlich vielen Schleifchen bei Exlover Phil auftaucht. Um zu erkennen, dass sie sich alles andere als wohl fühlt in der Kleidung, braucht es kein Feingefühl. Zu arrangiert wirkt das Ganze. Und just in diesen Moment, hat man den Film aufgegeben, schubladisiert ihn als «yet another Woody-Allen-Movie». Ein viel zu voreiliger Schluss, wie sich nach paar Minuten zeigt, als die ganze Handlung neu nach New York - Allens Lieblingsschauplatz - verlagert wird. Dort blüht die Geschichte, deren Melancholie und Witz, erstmals wahrlich auf. Und diese zweite Filmhälfte ist es schliesslich, die einen magisch verzaubert und zum erneuten Wiedersehen einlädt.

 

Bücher sollte man nicht nach dem Cover beurteilen und Woody Allens Filme nicht nach der ersten Hälfte.

 

  • Café Society (USA 2016)
  • Regie & Drehbuch: Woody Allen
  • Besetzung: Kristen Stewart, Jesse Eisenberg, Corey Stoll, Steve Carell, Paul Schneider
  • Dauer: 96 Minuten
  • Jetzt im Kino

 

Tanja Lipak / So, 27. Nov 2016