Wie Mary Poppins ins Kino flog

DVD-Kritik: Saving Mr. Banks
Bildquelle: 
Disney Films

Wie sagt man so schön: «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser». Diese allseits bekannte Redewendung bekommt Walter Elias «Walt» Disney (Tom Hanks, «Captain Phillips») im Film «Saving Mr. Banks» zu spüren. Mr. Disney wünscht sich nämlich 1941 das Buch «Mary Poppins“ zu verfilmen. Ein Vorschlag, der bei der Autorin Pamela «P.L.» Travers (Emma Thompson, «Eine zauberhafte Nanny») gar nicht gut ankommt. Ganze 20 Jahre lang weigert sie sich auch nur über eine Verfilmung zu diskutieren, schon gar nicht mit Walt Disney. Ihre geliebte Mary Poppins sollte schliesslich zu keinem klischeehaften Disney-Zeichentrickfilm verkommen. 

 

Noch freut sich Walt Disney auf das Zusammentreffen mit Pamela Travers (Bild 1). Doch trotz Geldproblemen, will sie ihm ihre Mary Poppins nur ungern anvertrauen (Bild 2).

 

 

Wie sollen Pinguine tanzen?


1961 sieht die Situation aber ganz anders aus: Die Britin ist pleite und braucht dringend Geld. So macht sie sich auf nach Los Angeles, um über die Filmrechte zu verhandeln. Denn Travers will mitbestimmen können, wie die Verfilmung aussehen wird. Disney macht das grundsätzlich nichts aus, denn er ist überzeugt von seinem professionellen Team, bestehend aus einem Screenwriter und zwei Komponisten. Es dauert jedoch nicht lange, bis Disney merkt, dass Travers einer Verfilmung nicht wirklich eine Chance gibt. So lehnt sie praktisch jede Variante kategorisch ab. Daher beschliesst er, ihr sein Disneyland zu zeigen und tatsächlich taut Travers allmählich auf. Doch als es um die Frage geht, wie denn Pinguine zum Tanzen gebracht werden können und die Antwort «Comic» lautet, zieht die Autorin die Notbremse und fliegt wieder nach Hause. Viel Aufwand für nichts, denkt sich Disney. Doch da stösst er zufällig auf Travers Familiengeheimnis und plötzlich versteht er, um was es bei der Geschichte von Mary Poppins wirklich geht und was er bis dahin übersehen hatte.

 

Da Flehen und Betteln nicht hilft (Bild 1), versucht es Disney mit einer anderen Strategie und lädt Travers ins Disneyland ein (Bild 2).

 

Nervenzusammenbruch Dank Travers

 

Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Filmklassikers «Mary Poppins» bringt Regisseur und Drehbuchautor John Lee Hancock («Blind Side – Die große Chance») die Entstehungsgeschichte mit «Saving Mr. Banks» auf die Leinwand und jetzt ins Heimkino. Ein Film, der zeigt, wie schwierig es für die Autorin gewesen sein muss, Mary Poppins in die Hände von Walt Disney zu legen. Emma Thompson haucht dieser widerwilligen Person glaubwürdig wieder Leben ein, wobei man sich als Zuschauer ab und an erwischt, wie man beginnt sie zu verabscheuen. Stellt man sich nämlich vor mit Travers zusammenarbeiten zu müssen, wäre wohl Jedermann nahe an einem Nervenzusammenbruch. Daneben Tom Hanks, der sich zur Vorbereitung auf die Rolle mit Verwandten von Walt Disney getroffen hatte und diese bedeutende Persönlichkeit einfach nur klasse spielt.
Die Rollen sind tatsächlich sehr gut vergeben worden, wobei dem Film der gewisse Pep fehlt. Während zwei Stunden sieht man sich dieses Hin und Her zwischen Tarvers und Disney an und nebenbei noch die Familiengeschichte der Autorin, doch wirkliche Spannung kommt nur selten auf. Natürlich auch, weil man ja weiss, dass das Buch letztendlich verfilmt wurde. Die Frage «warum?» muss einfach noch beantwortet werden, denn rosig sah es freilich nicht aus.

 

Natürlich ist der Film ein Muss für alle «Mary Poppins»- und Disney-Fans. Schliesslich wäre das beliebteste Kindermädchen mit ihrem Regenschirm fast an den Kinosälen vorbeigeschwebt. Aber eben nur fast.

 

 

  • Saving Mr. Banks (USA 2014)
  • Regie: John Lee Hancock
  • Darsteller: Tom Hanks, Emma Thompson, Colin Farrell, Paul Giamatti
  • Laufzeit: 125 Min
  • Verkaufsstart: 3. Juli 2014

 

 

Selina Berner / Mo, 07. Jul 2014