Wie das Leben so spielt

Movie-Kritik: Captain Fantastic
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© Impuls Pictures AG

Der hochgebildete Ben (Viggo Mortensen, «Hidalgo») lebt aus Überzeugung mit seinen sechs Kindern in der Einsamkeit der Berge im Nordwesten Amerikas. Er unterrichtet sie selbst und bringt ihnen nicht nur ein überdurchschnittliches Wissen bei, sondern auch wie man jagt und in der Wildnis überlebt. Als seine Frau stirbt, ist er gezwungen die Aussteigeridylle zu verlassen und der realen Welt entgegenzutreten…

 

«Captain Fantastic» ist im wahrsten Sinne des Wortes ein fantastischer Film. Viggo Mortensen brilliert als schonungslos ehrlicher Vater, der seine Kinder auf eine Art erzieht, wie man es noch nicht erlebt hat. 

 

Der Regisseur Matt Ross wirft mit seinem Film einen tragikomischen Blick auf individuelle Lebensentwürfe und die Definition von Freiheit. 

 

Der Captain in bequemer Kleidung, aber noch im Wald. (© Impuls Pictures AG

 

«Captain Fantastic» regt zum Nachdenken an: Wie sollen Kinder aufwachsen, wie würde ich meine eigenen erziehen? Sollen Kinder dem Mainstream folgen oder Dinge hinterfragen? Ist es erstrebenswert, dass mein Kind «Nike» entweder für eine Sportmarke oder eine griechische Göttin hält? Was braucht es in der heutigen Zeit, um gesellschaftsfähig zu sein? 

 

Der Film ist extrem unkonventionell, überraschend, absurd und auch sehr intensiv. Wenn der Vater seinen Schmerz über seine verstorbene Frau unter einem tosenden Wasserfall ertränkt, spürt man es bis ins Mark. In solchen Momenten wird die Geschichte von beeindruckenden Landschaftsaufnahmen unterstrichen und die intensiven Extrem-Nahaufnahmen lassen einen kurz innehalten. 

 

Zusammenhalt in der Familie 

 

Der Vater erklärt seinen Kindern, dass «interessant» ein Unwort sei, weil es nichtssagend und undifferenziert ist. Seine radikalen Ideen führen mit der Aussenwelt zu Konflikten, die nicht einfach gelöst werden können. Er möchte der Konsumkultur unbedingt ausweichen und dabei gleichzeitig der beste Vater sein. 

 

Der alternative Lebensentwurf zeigt sich schon darin, dass seine Kinder individuelle Namen tragen. So eigen, dass niemand auf der Welt sonst so heisst. 

 

«Captain Fantastic» ist ein wunderbarer Roadmovie, der mit allen Konventionen bricht. Man versteht den Vater und möchte eine Sekunde später den Kopf schütteln.

Doch auch wenn die Familie viel Leid erfährt und die Umstände noch so widrig sind, halten sie immer zusammen und sind füreinander da. Und das ist doch das einzige, was zählt. 

 

Mortensen kann in der Rolle glänzen und prägt die unkonventionelle Geschichte. 

  • Captain Fantastic (USA 2016)
  • Regie: Matt Ross
  • Drehbuch: Matt Ross
  • Darsteller: Viggo Mortensen, Frank Langella, Missy Pyle, Steve Zahn, Kathryn Hahn
  • Laufzeit: ca. 118 Minuten
  • Kinostart: 18. August 2016

 

Jasmin Ballmert / Fr, 19. Aug 2016