Vorsicht beim Hauskauf

DVD-Kritik: Poltergeist
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© Twentieth Century Fox Home Entertainment

1982 erschien ein Film, der heute längst als Kultfilm gehandelt wird. «Poltergeist» war damals neu, unheimlich und jagte den Kinobesuchern mit relativ einfachen Mitteln einen gehörigen Schrecken über den Rücken. Es wurden sogar Legenden laut, dass die Dreharbeiten von übernatürlichen Mächten gestört worden seien. Wie wahr das ist, sei mal dahin gestellt. Für das Remake hat sich das Studio für alle Fälle gleich einen erfahrenen Parapsychologen zur Beratung geholt. Offenbar wollte man gerüstet sein. Aber es bleibt die Frage, ob es wirklich ein Remake von «Poltergeist» braucht?

 

Die Geschichte ist ziemlich gleich geblieben: Die Familie Bowen muss umziehen, weil der Vater seinen Job verloren hat. Das neue Haus scheint allerdings an allen Ecken und Enden kleine Mängel zu haben. Besonders Griffin, der sonst schon sensible Junge, spürt eine Aura, die er sich nicht erklären kann. Es rollen Bälle wie von Geisterhand über den Boden. Elektrische Entladungen kommen ständig vor, Clowns werden lebendig und plötzlich baut sich vor ihm ein Kartenhaus aus Comicheften wie von Zauberhand auf. Der Höhepunkt ist erreicht, als ihn der Baum vor dem Haus am Knöchel packt und in die Krone zieht. 

 

Wo ist Madison?

 

Hat Griffin anfangs niemand geglaubt, wird schlagartig klar, dass etwas nicht stimmt. Denn die gesamte Familie hat inzwischen unerklärliche Erlebnisse. Und dann verschwindet die jüngste Tochter Madison. Die Bowens sind heillos überfordert und holen sich Hilfe bei einem Team aus wissenschaftlichen Geisterjägern. Diese geben ihr Bestes. Das genügt aber nicht. Also wird der TV-Geisterjäger Carrigan Burke als letzte Hoffnung gerufen. Seine Aufgabe: Madison zu befreien. 

 

Wer das Original von 1982 kennt, weiss ungefähr, wohin sich die Geschichte entwickelt. Diverse Elemente sind noch immer da. Etwa der Fernseher und das Mädchen als offener Geist für die Zwischenwelt. Die Produzenten gehen allerdings einen Schritt weiter und beziehen die neuen Medien mit ein. So bemerkt die älteste Tochter, dass etwas nicht in Ordnung ist, weil sie auf ihrem Smartphone Musik hört und stimmenähnliche Störfrequenzen empfängt. Und die Drohne von Griffin bekommt eine wichtige Rolle. Wo schon das Original als leichte Kritik am TV-Konsum interpretiert werden könnte, geht das Remake einen ähnlichen Weg. Man hat das Gefühl, dass überall Elektrizität in der Luft schwebt. Stichwort: «Elektrosmog». Aber die Dauerpräsenz des Stroms ist gleichzeitig eine gelungene Matapher für die Zwischenwelt. Allerdings wird die Idee mit der Elektrizität anfangs ziemlich konsequent eingeführt, dann aber schnell fallen gelassen. Eigentlich dient sie nur als Andeutung für etwas Fremdes und wenn man so will, als Mittel zum Zweck. 

 

Mehr Erfahrung mit den Sehgewohnheiten

 

«Poltergeist» führt die Idee des Originals auf eine zeitgenössische Ebene, hält sich aber schon an die Geschichte. Wer das Original kennt, wird trotzdem mit ein paar schönen Schreckmomenten entschädigt. Aber vor allem will das Remake einen Klassiker für die Generation Facebook neu interpretieren. Dieser Vorsatz gelingt ganz gut, auch wenn einige der Horror-Momente voraussehbar sind. Da wir aber seit 1982 ein paar Jahrzehnte mehr Erfahrung mit den Sehgewohnheiten von Horrorfilmen haben, ist das aber ganz normal. Es ist nicht mehr ganz so einfach, in diesem Gerne zu überraschen. Alles in allem ist «Poltergeist» ein angenehm gelungener Gruselfilm, der gut in die Zeit vor Halloween passt. Einziges Manko ist die Extended Version, die in der Kaufversion enthalten ist und die den Film nur unnötig strafft. Die Kinoversion ist knackiger und funktioniert besser. 

 

Dafür sieht der Film in 3D sehr gut aus. Das Gadget ist zwar noch immer nicht so stark verbreitet, aber wer Freude an 3D im Heimkino hat, wird an «Poltergeist» sicher seinen Spass haben. Und um die Anfangsfrage noch zu beantworten: Es braucht «Poltergeist» als Remake nicht zwingend, aber da zwischen den beiden Filmen doch weit über 30 Jahre liegen, macht eine Neuauflage durchaus Sinn. Dazu ist sie handwerklich sehr gut inszeniert. 

 

Es spukt im Haus und auch wenn die Idee vom Original schon bekannt ist, präsentiert «Poltergeist» auch 2015 ein paar neue Ideen. Für gepflegten Grusel in den kalten Tagen taugt der Film allemal.  

  • Poltergeist (USA / Canada 2015)
  • Regie: Gil Kenan
  • Darsteller: Sam Rockwell, Rosemarie DeWitt, Jared Harris, Jane Adams, Kennedi Clements
  • Laufzeit: ca. 94 Minuten (Kinofassung) / ca. 101 Minuten (Extended Version)
  • Verkaufsstart: 14. Oktober 2015

 

Patrick Holenstein / Sa, 17. Okt 2015