Ein Rebell zum Verlieben

Moviekritik: Lindenberg! Mach dein Ding
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Wer an Udo Lindenberg denkt, der denkt an einen Barden mit Hut und Sonnenbrille. Einen coolen Sänger, einen Outlaw wie er im Buche steht. Dass diese Coolness hart erkämpft wurde, mag viele erstaunen. Aber Udo war in jungen Jahren nicht immer selbst- und stillsicher. In der neuen Film-Biografie von Regisseurin Hermine Huntgeburth sehen wir Udo als jungen Heranwachsenden, der seinen Platz im Leben sucht.

 

Udo wächst als Sohn eines Klempners auf. Der Vater konnte seine musikalischen Interessen nie ausleben und versuchte seinen Frust im Alkohol zu ertränken. Trotz diverser traumatischer Erlebnisse, kann der junge Udo (Jan Bülow) seine Hände auch nicht von Alkohol lassen. Als Teil der in Hamburg ansässigen Künstlerbewegung lebt er in einer Kommune, führt eine Liebesbeziehung mit einer leichten Dame und versucht – trotz grossem Widerstand – Lieder auf Deutsch herauszubringen.

 

Jan Bülow erhielt letzte Woche den Bayrischen Filmpreis als bester Nachwuchsdarsteller für seine Darstellung als Udo Lindenberg. Dieser Prei ist hochverdient, den er verkörpert den rebellischen, tollpatschigen, naiven und liebenswürdige Udo mit sehr viel Authentizität. Hinzukommt, dass er in kurzer Zeit nicht nur Schlagzeugspielen, sondern auch Udo-Lindenberg Lieder zu singen gelernt hat.

 

Jan Bülow hat sich für die Rolle intensiv damit auseinandergesetzt, was es heisst, eine reale Person 1:1 darzustellen, wie er im Gespräch verrät, aber an einem gewissen Punkt könne man sich nicht von seiner eigenen Identität lösen. Jan meint damit, dass er nie Udo sein wird, sondern immer als Schauspieler behauptet, die Figur zu sein. 

 

Vollste Freiheit hatte Filmemacherin Hermine Huntgeburth von der Hauptfigur des Films. In einem lange Gespräch hat ihr Udo Lindenberg persönlich das Vertrauen ausgesprochen. Dieses Vertrauen haben Huntgeburth und ihre Team sehr ernst genommen und aufwändig über die Musikszene der 70er recherchiert, wie sie im Interview erzählt. Auch wenn die Regisseurin damals selbst im Geschehen war, so habe die akribische Arbeit sehr viel Spass bereitet. Das sieht man dem Film an. 

 


Für Fans von eigensinnigen, talentierten Lebenskünstlern ein MUSS. Der Film fängt den Groove und das Lebensgefühl der 60er und 70er Jahre gekonnt ein.

 

  • Lindenberg! Mach dein Ding (2020)
  • Regie: Hermine Huntgeburth
  • Besetzung: Jan Bülow, Max Von Der Groeben, Julia Jentsch, Saskia Rosendahl, Detlev Buck, Carol Schuler.
  • Dauer: 135 Minuten

 

Tanja Lipak / Mo, 27. Jan 2020