Das Leben ist keine Liebesschnulze

Buchkritik: «Versiebt, Verkackt, Verheiratet»
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www.piper-verlag.de

Malte Weldings Erzählung beginnt da, wo die konventionelle Lovestory aufhört: beim Happy End. Denn da fängt das echte Leben an. Es ist die Hochzeit von Roman und Mia – ein freudiges Fest, alle Anwesenden frohlocken. Nicht nur das Brautpaar badet im Liebesglück, auch Romans Brüder Paul und Ben mit ihren Freundinnen. Niemand kann sich in diesem Moment vorstellen, dass es einmal anders aussehen könnte. Denn wenn es uns gut geht, sind wir schlecht darin, uns dunkle Zeiten auszumalen. Uns vor Augen zu halten, wie zerbrechlich das Glück ist.

 

Das Leben nach dem Happy End


Doch das ist es, und so liegt eineinhalb Jahre später alles in Trümmern. Von der Seligkeit des Hochzeitstages ist nicht mehr viel übrig. Roman und Mia wollen ein Kind, haben aber verlernt, miteinander zu schlafen. Greta verlässt Paul für ein schmieriges Arschloch während er sich auf einem LSD-Horrortrip befindet. Und Ben verguckt sich Hals über Kopf in die beste Freundin seiner Freundin. Was nun? Hier kommt der Ich-Erzähler ins Spiel. In vier Wochen soll der Hobbypsychologe und Liebesexperte den drei Brüdern aus der Patsche helfen. Und so beginnt er, minutiös zu analysieren wie es zu den Desastern kommen konnte, während er mit Roman, Paul und Ben zusammen versucht, zu retten, was zu retten ist.

«Versiebt, verkackt, verheiratet» ist Malte Weldings zweites Buch. Es ist im gleichen Stil gehalten wie sein Debüt «Männer und Frauen passen nicht zusammen – auch nicht in der Mitte». Dort begleitete Welding eine Handvoll unglücklicher Städter, die von einer Beziehungskatastrophe in die nächste schlittern (und ein verkümmerndes Kaninchen, das so richtig aufblüht, als es sich in die Hauskatze verliebt). Im Gegensatz zum ersten Buch liegt der Fokus bei «Versiebt, Verkackt, Verheiratet» aber nicht auf der Beziehungsunfähigkeit von Twens und Thirthysomethings, sondern auf drei kriselnden Beziehungen.

 

Einiges zu Lachen, einiges zu Lernen


Die Bücher Weldings, der seine Schreibkarriere als Blogger begann, sind eine Mischung aus Erzählung, Aphorismensammlung und Studie. Immer wieder entfernt sich der Autor von der Handlung, um die Mechanismen der scheiternden Beziehungen theoretisch zu unterlegen – und zitiert dabei nicht selten Psychologen und Beziehungsexperten. Das ist übrigens ein guter Grund, Weldings Buch zu lesen: Lässt man sich trotz der unangenehmen Wahrheiten darauf ein, kann man durchaus etwas lernen. Zudem kommt dem Buch ein grundliegender Optimismus nie abhanden, genausowenig wie der Humor. «Versiebt, Verkackt, Verheiratet» lebt unter anderem von der Situationskomik. Weldings grosse Stärke ist seine Beobachtungsgabe und sein Gespür für amüsante Alltags- («Nach zwei Stunden schaute er auf die Uhr, und es waren erst zwanzig Minuten vergangen») und Liebesbegebenheiten («Lala hatte schon einen ziemlich beschissenen Charakter, nach klassischen Massstäben. Nach den Massstäben eines jeden Menschen, der sie noch nicht nackt gesehen hatte»).

Wer also genug hat von Rosamunde-Pilcher-Romanzen und Hollywood-Kitsch und wissen will, wie es nach dem Happy End weiter geht – dem sei «Versiebt, Verkackt, Verheiratet» wärmstens empfohlen.

 

  • 320 Seiten
  • Piper Verlag
  • Erschienen: 12. März 2012

 

www.malte-welding.com

Roman Rey / Mo, 12. Mär 2012