Cesar Millan: Hundeprofi an kurzer Leine in Zürich

Kritik: Cesar Millan @ Hallenstadion, Zürich
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Cesar Millan Facebook

Cesar Millan ist der wohl bekannteste aber zugleich auch umstrittenste Hundetrainer der Welt. Trotz der «Initiative für gewaltfreies Hundetraining» und vehementer Proteste seitens der Tierschützer, die mit Hilfe des Schweizer Tierschutzes den Auftritt des «Hundeflüsterers» in der Schweiz verhindern wollten, kam Cesar Millan letztlich doch am Freitagabend für seine Bühnen-Show «Leader Of The Pack» in die Limmatstadt.

 

Zwar wurde dem Hundeflüsterer kein Maulkorb verpasst, dafür wurde er jedoch an die kurze Leine genommen, denn die gesamte Show durfte nur unter bestimmten Auflagen über die Bühne gehen und wurde zudem vom Zürcher Veterinäramt überwacht. Trotzdem schaffte es Cesar Millan, das Publikum bei seinem letzten Europa-Auftritt zu begeistern. Doch der Reihe nach.

 

Patriotismus als Eisbrecher?

 

6’200 Hundefreunde zog es vergangenen Freitag in das ausverkaufte Zürcher Hallenstadion, wo Cesar Millan für das Publikum jede Menge Hundetipps parat hatte. Als kurz nach 20 Uhr Cesar Millan von seinem Dolmetscher angekündigt wurde und unter tosendem Applaus und von einem musikalischen Trommelwirbel begleitet auf die Bühne kam, hatte er zwei seiner Hunde mit dabei - einen Pitbull und einen Zwergspitz. Angesichts des ganzen Szenarios fühlte man sich zwangsläufig an einen amerikanischen TV-Auftritt erinnert. Als er dann auch noch seine Strickjacke auszog und darunter das Trikot der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft zum Vorschein kam, war die Inszenierung perfekt.

 

Während seiner zweistündigen Show frischte Cesar Millan das Wissen über die Grundregeln des Zusammenlebens mit Hunden etwas auf. Dem «Hundeflüsterer» stand der Schalk förmlich ins Gesicht geschrieben. Und genau mit dieser humorvollen, schlitzohrigen Art schaffte es Millan das Publikum immer und immer wieder zum Lachen zu bringen.

 

Der Hundetrainer, der Menschen trainiert

 

Geradezu treffend mimte er von «falscher» Tierliebe getriebene Hundebesitzer, die statt klaren Kommandos ausschweifende Diskurse mit ihren Vierbeinern führen und zeigte dadurch, wie es eben nicht gemacht werden sollte. Stattdessen brauchen Hunde seiner Meinung nach eine klare Führung. Wenn jedoch nicht der Mensch die Führungsposition einnimmt, wird über kurz oder lang der Hund das Kommando übernehmen. Eigentlich simpel und trotzdem haben viele Hundebesitzer damit so ihre liebe Mühe.

 

Millans Aufgabe als Hundetrainer besteht daher, wie er selbst sagt, oftmals nicht darin den Hund, sondern viel mehr den Menschen zu trainieren und den Hund von seiner Vermenschlichung wieder zu rehabilitieren. Fast schon beeindruckend demonstrierte Cesar Millan an ihm nicht bekannten Zuschauer-Hunden, wie sich die eigene Energie auf den Hund überträgt. Eine Zuschauerin, die beim Gassi gehen sonst mit einem nervösen, bellenden und ziehenden Hund zu kämpfen hat, schaffte es nach Anleitung von Cesar Millan in nur wenigen Minuten zu zeigen, wie wichtig die positive, entspannte Grundhaltung des Menschen für den Hund ist.

 

Das Rezept für einen glücklichen Hund

 

Alle Hundebesitzer wollen einen glücklichen, ausgeglichenen Hund. Für die perfekte Harmonie zwischen Zwei- und Vierbeiner gibt es laut Cesar Millan nur ein Rezept: «Bewegung, Disziplin und Zuneigung – genau in dieser Reihenfolge!» Viele Hundebesitzer dürften sich nach der humorvoll inszenierten Standpauke von Cesar Millan nun ihrer Funktion als «Leader Of The Pack» bewusster sein. Das Wissen über den richtigen Umgang mit des Menschen besten Freundes wäre also gegeben, das jedoch in die Praxis umzusetzen liegt nun ganz allein bei den Hundebesitzern.

Dominique Rais / Fr, 03. Okt 2014