Zakk Wylde von genial bis langweilig

Konzertkritik: Zakk Wylde im Dynamo
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© Martin Bracher

Es gibt Künstler, da traut man sich fast nicht, etwas Negatives zu schreiben. Aber manchmal geht es gar nicht anders. Jüngster Fall: Zakk Wylde am 29. Mai im Zürcher Dynamo. Aber der Reihe nach.

 

Den Beginn machte Bluesrocker Jared James Nichols. Er verstand es zwar, mit seinen zwei Kollegen das Publikum anzuheizen. Aber auch er überzeugte nicht ganz so wie gewohnt, was vielleicht auch am Sound der Location lag. Der Jubel für den jungen Nichols war jedenfalls gross, genauso wie bei Zakk Wylde, als der nach einer Weile die Bühne betrat.

 

Bereits der erste Song ging nahtlos in ein Solo über - und was für eines. Minutenlang schredderte Wylde seine Gitarre in allen Positionen und sogar kurz mit dem Mund. Das Publikum tobte. Und somit war das Highlight des Konzerts auch schon wieder vorbei; nach einer Viertelstunde.

 

Black Label Society sind ein wichtiger Faktor bei Wylde 

 

Zakk Wyldes Gitarrenkünste sind legendär, keine Frage, und das auch zu Recht. Dies allerdings führte dazu, dass die Show ein stetiges Auf und Ab war. Von den wirklich guten Soli wieder zurück zum Rest, der leider gesanglich teilweise schief vor sich hin dümpelte. Und die Soli waren, wie schon gesagt, einwandfrei, aber nach fast 15 Minuten Dauer ist dann auch mal gut. Auch wenn das ganze mitten im Publikum statt findet. Ein unerwartet naher Publikums-Kontakt, denn der Amerikaner sprach bis zum Schluss kein Wort - was ihn allerdings nicht unsympathisch machte.

 

Gefühle, wie sie auf Zakk Wyldes Alben «Book of Shadows» und «Book of Shadows II» Hauptthema sind, kamen vor allem bei den Stücken auf, bei denen der Amerikaner selbst am Klavier sass, etwa bei «The King» oder dem «Black Label Society»-Song «In This River».

 

Wyldes Band Black Label Society bekam an diesem Abend sowieso fast genau so viel Raum wie ihr Frontmann. Nicht nur in den Songs und auf der Bühne, sondern auch im Publikum, wo sich massenhaft BLS-Shirt und -Kutten-Träger befanden. Zakk Wylde ist eben doch, trotz Solo-Alben und -Konzerten, untrennbar mit Black Label Society verbunden. Und wie es aussieht, will er das auch so.

 

Zakk Wylde ist ein genialer Gitarren-Spieler. Leider fehlte die gewaltige Power, die dabei zum Vorschein kommt, dafür im Rest. Ein leicht enttäuschender Abend.

Seraina Schöpfer / Di, 31. Mai 2016