Wie ein O(h)rgasmus

Konzertkritik: The 1975 @X-tra Zürich
Bildquelle: 
The 1975 Facebook

«Girls», «Chocolate» und «Sex» – was sich nach einer ausufernden Sexorgie anhört und in seichten Fantasien ihren Höhepunkt findet, wurde vergangenes Wochenende in Zürich in die Tat umgesetzt. Hauptdarsteller waren dabei vier Jungs aus Manchester: The 1975. Sie sorgten in gut 60 Minuten für einen O(h)rgasmus nach dem anderen. Kurzum: The 1975 haben dem Zürcher Publikum gegeben was es verdient hatte. Und das war nur das Beste.

 

 Herzrasen

 

Was viele bisher vielleicht nicht wussten: Es war nicht ihr erstes Mal in der Schweiz. Denn vor ziemlich genau einem Jahr standen die Briten auf genau dieser Bühne, damals noch als Support der irischen Band Two Door Cinema Club im Zürcher X-tra. Doch irgendwie war es doch ihr erstes Mal, nämlich als Headliner in der Limmatstadt. The 1975 – in Grossbritannien als Next Big Thing gehandelt - hatten das Publikum vom ersten Moment an fest im Griff.

 

Mit ihrem Sound elektrifizierten sie die Menge, um sie dann, von den eingängigen Melodien betört, im Sturm zu erobern. Sänger Matthew Healy sorgte, ob mit seiner Stimme, durch-die-Luft-Wirbeln seiner Haare oder beim lässigen Schwingen vom Mikrofon, besonders beim weiblichen Publikum für Herzrasen und Schnappatmung am laufenden Band. Aber auch an der Gitarre machte der Brite eine gute Figur. Dass das Konzert nicht ausverkauft war, wurde gerade zu nebensächlich, denn die Stimmung hätte nicht besser sein können.

 

Was bleibt: ein O(h)rgasmus

 

Im vergangenen Herbst brachten die Briten ihren selbst betitelten Erstling «The 1975» raus, klar also, dass die Platte im Mittelpunkt des Konzerts stehen würde. Ab den vier zuvor veröffentlichten EPs gab es aber auch das ein oder andere Häppchen zu hören. Besonders aufgefallen ist dabei «Fallingforyou», ein grossartiger Song, der von den langsamen leisen Tönen lebt. The 1975 waren ein Genuss für alle Sinne und haben das Publikum erst um den Finger gewickelt und dann hemmungslos verführt. Wäre «The City» die Vorspeise und «Girls“ ein sommerlich leichter Hauptgang, dann verabschiedete sich das Indierock-Quartett mit einem Stück zuckersüsser «Chocolate», das mit «Sex» seinen Höhepunkt fand. Was bleibt: ein O(h)rgasmus, den man so schnell nicht vergisst.

Dominique Rais / Mo, 03. Mär 2014